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Sappho, ,17
Eappho.
Nichts! —
— Noch eins!
Ich sah dich mit Mclittcn scherzen —
Phaon.
Melitta! — Wer? — Ei ja, ganz recht! Nur
weiter!
Sappho.
Es ist ein liebes Kind,
Phaon.
So scheint's, o ja!
Sapfth».
Die liebste mir von meinen Dienerinnen,
Von meinen Kindern möcht' ich sagen, denn
Ich habe stets als Kinder sie geliebt,
Wenn ich die ^Ücwenuaude nicht zerreiße,
So ist es nur, da die Natur uns süßre
Versagt, um jene Eltern-, heimatlosen
Der Mutter zarter Sorgfalt zu entzichn.
So war ich's stets gewohnt, und in dem «reise
Sich ^apphos Werk aus frühern Tagen nennt.
Nccht schöu! Phaon.
recht schön!
Sappl,ü.
Von all den Mädchen,
Die je ein spielend Glück mir zugeführt,
War leine teurer mir, als sie, Melitta,
Und unbehilflich für der Künste Übung,
War sie mir doch vur andern lieb und wert
Durch anspruchsloses, fromm bescheidnes Wesen,
Die langsam, gleich dem stillen Gartenwürmchen,
Das !ömis ist und ^ewohneriu zugleich,
Erfchreckt sich in sich selbst zurückzuzichn,
lind um fich fühlend mit den weichen Fäden,
Nnr zaudernd waget, Fremdes zu berühren,
lind sterbeud das Ergriffne nur verläßt.
Phaun.
Necht fchün, fürwahr, recht schön!
Tllppho.
Ich wünschte nicht, —
Verzeih, mein teurer Freund! Ich wünschte uicht,
Daß je ein uubednchtsam, flücht'ger Scherz
In dieses Mädchens Vuscn Wüirsche wectte.
Die, unerfüllt, mit bitterm Stachel martern,
Dci Vor (5lspa>en möcht' ich gern ihr die Erfahrung,
Wie ungestillte Sehnfucht sich verzehret.
Mein Freund —
Phnmi,
Wie sagtest du?
Sllppho.
Du hörst mich uicht!
;ch höre: Liebe quält,
Sappho.
Wohl quält sie!
Mein Freund, du bist jetzt nicht gestimmt. Wir
wolle»
Ein andermal noch diesen Puntt besprechen!
Phaun.
Ganz recht! Ein andelinal!
Für jetzt, leb wohl!
hoff' ich gleich nicht die Muse» heut zu siudcn,
So ist doch mind'stens Stille mir gewiß,
Uud ich bedarf fie. Leb indefsen wohl!
So gehst du also? Vhaon.
Tappt»».
Wünschest du — ?
Phllll».
Leb wohl! Tllppll« lllch rasch mnwc„dc„d),
<Ab in die Höhle,, Leb wohl!
Siebenter Auftritt.
lind hast du wirtlich — ?
lTich um!chend,>
Sie ist fort! —
Was ist denn hier geschehn? Kann, weiß ich es.
Ich bin verwirrt, mein Kopf ist wüst und schwer!
lAuf die Rawiban! bückend,»
hier saß sie, hier, das heiter bliihnde Kind!
«eht l'ch!
Üieher will ich mein Hanpt zur Nnhe lege»!
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515