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Sapplw, 73
Tappl,«.
Umsonst dein Sträuben!
Die Nose!
Melitta
Sappho.
Falsche Schlange!
Auch ich kann stechen!
Mir die Nose!
Melitta.
Götter!
So schützt denn ihr mich! Ihr, erhabne Götter!
Sechster Auftritt.
Phaon.
Wer ruft hier? — du, Melitta? Fort den Dolch!
«Paule,!
Waun.
Was war hier? Sappho, du?
Zappho.
Frag diese hier!
Melitta, hättcst du —7
Melitta.
Die Schuld ist mein,
Ich sprach, wie es der Sklavin nicht geziemt.
Du sollst mit falscher Schuld dich nicht beladen,
Zu drückend liegt die wahre schon auf dir,
Weh mir! Bedürft' ich jemals deiner Großmut,
<Nlt starlem T°nc,>
Die Nose von der Brust hab' ich begehrt,
Und sie verschmähte, zu gehorchen!
Phaun.
Tat sie's?
Bei allen Göttern! sie hat recht getan,
»nd niemand soll der Vlume sie berauben!
Ich felber gab fie ihr als Angedenken
An eine schöne Stunde, als ein Zeichen,
Daß nicht in jeder Brust das Mitgefühl
Für unverdientes Unglück ist erlösche»!
Als einen Tropfen Honig in den Becher,
Deu fremder Übermut ihr an die Lippen Preßt;
Daß stiller Sinn des Weibes schönster Schmuck,
Und daß der Unschuld ln'itrer Blumenkranz
Mehr wert ist, als des Nnhmcs Lorbccrkroncn,
Sie weint! — O, weine nicht, Mclittion! —
hast diese Tränen du auch mitbezahlt, Äl<l oii sie von dem Sllavenmäkler lauftest?
Der Leib ist dein, komm her und töte sie,
Doch keine Träne sollst du ihr erpressen! —
Schaust du mich mit den milden Augen an,
Um Mitleid flehend für die Mitleidlose?
Schau hiu! Vlinlt nicht ein Dolch in ihrer Hand?
Und uoch zwei andre liegen ticfversteckt
Dort unter den gesenkten Augenlidern,
Mir diesen Stahl! Ich will ihn tragen
>>ier anf der warmen, der betrogncn Arnst,
Und wenn unr je ein Bild uerfloßner Tage
In süßer Wehmut vor die Seele tritt,
Soll schnell ein Blick ans diesen Stahl mich
heilen!
Sappho (ihn starr »!,Mckcnb>,
Phaon!
Phaun.
O höre nicht den süßen Ton,
Er lockt dich schmeichelnd nur zu ihrem Dolch!
Auch mir ist er erklungen, Lange schon,
Lh ich sie sah, warf sie der Lieder Schlingen
Von ferne lcis verwirrend um mich her,
An goldncn Fäden zog fic mich an sich,
Und möcht' ich ringen, enger stets und enger
Umschlangen mich die lcifen Iauberkreise,
Als ich fie sah, da saßte wilder Taumel
Dein Anblick erst gab mich mir selber wieder,
Erbebend sah ich mich in Lirccs hause
Sie selber ihren cigucu Zauber brechen,
Sappl,«
Phaon!
Phaon,
O, hör sie nicht! Blick nicht nach ihr,
Ihr Auge tötet so wie ihre haud.
Melitta.
PlMU.
Fort! weinend spinnt sie neuen Zauber,
Melitta.
Soll ich die Teure leidend vor mir sehn?
Phao».
Auch mich ergreift sie, darum eilig fort,
Eh sie noch ihre Schlingen nm dich wirst!
l«i fuhrt sic l°rt,>
Melitta.
Ich kann nicht, — Sappho!
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515