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Sappho. 81
Rhllmncs.
Noch nichts,
Soweit das Auge trägt, nur See und Wolken,
Von einem Schiffe nicht die kleinste Spur.
Sappho lcmporlahicnd),
Schiff! Wo?
Nhamncs.
Wir sahu noch nichts, Gebieterin!
Sllppl,« <«uriick>>n!cn°).
Noch nicht! — Noch nicht!
Rhamnes.
Nie Morgenluft weht kühl,
Erlaube, daß wir dich in dein Gemach —
Sappho
Ifchüttelt verneinend den Kopf!.
Nhamncs,
Laß dich erbitten! Folge mir ins Haus!
Tapftho
üchüttelt noch einmal».
RhllMNcs lzuiückweicheny.
Du Willst's! — Ihr Anblick schneidet mir ins
Herz,
Fucharls.
Ei sich! Vas drängt sich dort das Voll?
Mllinnes.
Laß sehn!
Cuchaiis.
Es strömt dem Ufer zu. Mir beucht, sie kommen!
Ellpph« c»ullpiingenl>1.
Ha!
«Währenb dr« 5^enken steht Ne !n ängstlich horchender
Cuchllris.
Nolt tiitt nn den Felsen und sieh zu.
Vielleicht erblickst du sie.
Nhamnes.
Wohl, ich will sehn
!3teigt auf eme Erhöhung des Ufers,»
Tank den Göttern!
Nur schnell, nur schnclü Nun, siehst du?
Rhamncs.
Ah! Tllpph«.
Nhamnes,
Nie lualdbewachsne Spitze,
Nie links dort weit sich ins Gewässer streckt,
Verbarg mir M'Nn'r den willtommncn Anblick,
C,,i ^xcr vo„ «älmeu nüinmelt durcheinander
Mit raschem NudcrsMag dein llfcr zu.
Vrillftarzer« fiimtUche Ncile, I, Euchaiis.
llud die Lutwichne», sind sie unter ihnen?
Nlunnnrs.
Nie Sonne blendet, ich erkenn' es nicht!
Noch halt! da naht dem User schon ein Kahn,
Vorausgescndct mit der frohen Votschaft, —
Jetzt legt er an, — Ner Hirte ist's vom Tal —
Lr fchwcnkt den Stab, Gewiß, fie sind ge»
fangen! —
Hierher, mein Freund! Hierher! — Lr kommt
heran,
«Herabslcigent,.!
Euchans.
Gebieterin, sei ruhig, sei gefaßt!
Zweiter Auftritt.
Heil, Sappho, dir!
Landmann.
Eucharls.
Ist er gefangen?
Landmlliin.
Wo denn? Nhllmncs.
Eucharis. Ja,
Und wie?
Lllildmllnn,
Sie hatten tücht'gcn Vorsprung,
lind er versteht zu rudern. Fast schon glaubt' ich,
Wir würden uun und nimmer sie erreichen.
Noch endlich, schon in hoher See, erblickten
Wir feinen Kahn und drauf in rascher Jagd!
Bald ist er eingeholt und schnell umringt.
Wir heißen um ihn lenken, doch er will nicht
lind fasil seiu Mat>chni ">it der linken Hand,
Nas blanke Eisen in der Rechten schwingend. —
Begehrt Ihr was, erhabne Frau?
Landmllnn.
Nun denn,
Bis nnr ein Rudcrschlag, der ihm gegolten,
Nas kleine Mädchen an die Stirne trifft
Sapph«
Landmann.
Tie sinkt, er faßt fie in die Arme, wir,
Sie steigen schon ans Land, Seht ihr die beiden?
Nas kleine Mädchen wankt noch taumelnd —
Sapph«.
tza,
Nicht hierher!
Nhamncs.
Wohin sonst? Sie kmumen schon,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515