Seite - 83 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I

Eappl>o, Entweichst du mir? du musit mir Nede stehn! ,^a, bebe nur! Es ist jetzt Zeit, zu beben! Weißt du, was dn getan? Mit welchem Recht Wagst du es, mich, mich, eine» freien Mann, Ner niemand eignet, als sich selber, hier In frevelhaften Banden festzuhalten? .Hier, diese da! in »„gewohnten Wafscu, hast dn sie ausgesandt? Hast du sie? Sprich! — So stumm! der Nicht'rin süße Lippe stumm? Eappho. Es ist zu viel! Die Wange rötet sich, Von Zornes heißen Glulcu übcrflammt, Nccht, wirf die Larve weg, sei, was du bist, lind tobe, töte, heuchlerische Eirce! Sapphu, Es ist zu Viel! — Auf, waffne dich, mein Herz! Phao», Äiilworte! Hast dn diese ausgesaudt? Sllpphll <z» Nhamne.'), Geh hin und hol die Stlavi» mir zurück, Nur sie und niemand anders ließ ich suchen, Phllün, Zurück! Es wage niemand, ihr zu nahn' Begehre Lösegcld! Ich bin nicht reich, Noch werden Eltern nur und Freunde willig steuern. Mein Glück von deiner Habsucht zu erkaufen, Sllpp!,« Nicht Gold verlang' ich, nur was mein Sie bleibt! Phllü», Sie bleibet nicht! Vei allen Göttern, uein! Du selber hast dein Recht auf sie verwirtt, Als du den Dolch auf ihren Nusc» zücktest; Dn kauftest ihre Dienste, nicht ihr Leben, Glaubst du, ich ließe sie in deiner .Hand? Noch einmal, fordre Löfegeld und laß sic! Sllftpha <zu «hami.es). Erfülle, was ich dir befahl! Phllün, Zurück! Tn rührst an deinen Tod, berührst dn sie! — So ist dein Busen denn so ganz entmenscht. Daß er sich nicht mehr regt bei Me»,'chlneiden? Zerbrich die Leier, gisterfülltc Schlange, Die Lippe töne nimmerdar Gesang! ?» hast verwirkt der Dichtung goldne Gaben! Den Namen nicht entweihe mehr der Kunst! Die Vlume soll sie sein aus dieses Lebens Blättern, Die hoch empor, der reinsten Kräste Kind, In blaue Luft das Balfamhanftt erhebt, Den Sternen zu, nach denen sie gebildet: Dn hast als gift'gcn Schierling fie gebraucht, Wie anders malt' ich mir, ich blöder Tor, Einst Saftphon aus, in frühern, fchönern Tage»! Veich, wie ihr Lied, war ihr verklärter Sinn, lind makellos ihr herz, wie ihre Lieder; ?>'>1,'!bc Wohllaut, der der Lipp' entquoll. Er wiegte sich auch wogend in der Vrnst, Ha! Wende nicht die Augen scheu von mir! Mich blicke nn! Laß mich dein Antlitz schauen, Daß ich erkenne, ob du'Z felber bist, Ob dies die Lippen, die mein Mund berührt, Ob dies das Auge, das fo mild gelächelt, Ob, Sappho, du es bist, du Sappho? Sllppho „chmerzvoN,u,ammcn!«>, Weh mir! Phllün, Du bist es noch, ja, das war Sapphos Stimme, Was ich gesagt, die Winde tragen's hin! Es soll nicht Wurzeln schlagen in dem herzen! O, es wird helle, hell vor meinem Vlick, lind wie die Sonne nach Gewitterst»rm, Strahlt aus der Gegenwart entladnen Wolken Du bist mir wieder, was du einst mir warst, Eh' ich dich noch gesehn, in ferner Heimat, Dasselbe Götterbild, das ich nur irrend So lauge für ein Menschenantlitz hielt, — Zeig dich als Göttin! Segne, Scrppho! fegnc! Betrüger! Nein, fürwahr, ich bin es nicht! Wenn ich diri^bc schwur,cs warnichtTäuschuug; Ich liebte dich, so wie man Götter wohl, Mit höhern, Sappho, halte du Gemeinschaft, Man steigt nicht ungestraft vom Göttermahle herunter in den Kreis der Sterblichen, Der Arm, in dem die goldne Leier ruhte. Er ist geweiht, er fasse Niedres nicht, Saftpho iuab in Meeresgrund die goldne Leier, Wird ihr Besitz um solchen Preis erkauft! Phllll». Ich taumelte iu dumpfer Trunkenheit, Mit mir und mit der Welt im düster» Streite, Vergebens rief ich die Gefühle auf, Die ich in Schlummer glaubt' und die nicht Du standst vor mir, ein unbegreiflich Vild, Zu dcm's mich hin, von dem's mich fort Mit unsichtbaren Banden mächtig zog; T» warst — zu niedrig glaubte dich mciu Zoru,