Seite - 86 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I

Cappho. Eucharis. Ich fürcht,,', sie ist trank. Nhamnes. Nie Götter Wenden's ab! Ich folgte ihr von fern hinauf zur großen halle, und vcrsleilt Bewacht' ich all ihr Tun mit scharfem Äuge, Nort stand fie, an ein Eäuleupaar gelehnt, hinunter fchauend in die weite Tee, Nie an den Felfenufern brandend schäumt. Sprach- und bewegungslos stand sie dort oben. Mit starren Augen und erblaßten Wangen, Im «reis von Marmorbildcrn, fast als ihres- gleichen. Nur manchmal regt fie fich und greift nach Blumen, Nach Gold und Schmuck, und was ihr Arm er- reicht, Und wirft's hinunter in die laute See, Ten 3turz mit fchnfuchtsvollem Aug' verfolgend. Schon wollt' ich nahn, da tont' ein Klingen durchs Gemach, Und zuckend fuhr es durch ihr ganzes Wesen, Tic Leier war's, am Pfeiler aufgehangen, In deren Saiten laut die Seeluft fpielte. Schwer atmend blickt fie auf und fährt zu- sammen, Wie vou Berührung einer höhcrn Macht. Tie Augen auf die Leier starr geheftet, Beleben fich mit eins die tote» Züge, Und fremdes Lächeln spielt um ihren Mund, Jetzt öffnen fich die streuggeschloßnen Lippen,(5s tonen Worte, fchauerüchen Ülangs, Aus Sapphos Munde, doch nicht Sapphos Worte, Nnfst du mir, spricht sie, Freundin? Mahnst du mich? O, ich versteh' dich, Freundin an der Wand! Nn mahnst mich an verflostnc Zeit! hab Dank! — Wie sie die Wand erreicht, und wie die Leier, hoch oben hängend, weiß ich nicht zu fagen. Nenn wie ei» Blitzstrahl flirrte mich's vorüber. Jetzt blick' ich hin, sie hält das Saitenspiel Und drückt es an die sturmbcwegte Brust, Nie hörbar laut deu Atem nahm und gab, Nen Kranz dann, den Olympischen, des Sieges, Schlingt sie ums Haupt und wirft den Purpur- hochglühend, so wie er, um ihre Schultern. Wer sie jetzt sah, zum ersten Male sah, Auf des Altares hohen Stufen stehend. Nie Leier in der Hand, den Blick gehoben, Gehoben ihre ganze Lichtgestalt, Als Überirdische hätt' er sie begrüßt Und zum Gebet gebeugt die schwanken Knie, ?m!, eegnngslos und stumm, so wie sie war, Fühlt' ich von Schauder mich nnd Graun er» griffen, Ihr lebend tuter Vlicl entsetzte mich, Nrum eilt' ich — Und verließest sie! — Zu il», ! Doch sieh! Naht nicht — ? Sie ist's i sie selber kommt! Sechster Auftritt. Melitta. O Sappho, o Gebieterin! Sllpphü lernst unk ruhin,. Was willst du? Melitta. Gefallen ist die Vinde meiner Augen! O, laß mich wieder deine Sklavin fein, Was dir gehört, befitz es und verzech! Glaubst du so übel Sapphon denn berate,,, Daß Gaben sie von deiner Hand bedarf? Was mir gelMt, e>^ ist mir schon geworden! Phain. O höre, Sappho! — Tnppha. Nicht berühre mich! Ich bin den Göttern heilig! Phaon, Wenn du mich Mit holdem Ange, Sappho, je betrachtet — Tapftho, Nn faßlesl nicht mem >?erz, fo fahre hin! Auf festern Grund muß meine Hoffnung fußen, Phaon. 3o hassest du mich alfo? Tllppha. Lieben! hassen! Gibt es kein Nrittes mehr? Nu warst mir wcrt Und bist es noch nnd wirst mir's immer sem, Ä>,f Iin",« M>erfn!,rt des Zufalls Laune In unsern Nachen führte, bis das Ziel erreicht Und scheide,,!) jeder wandelt seinen Pfad, Nur manch',:,al aus der fremden weiten Ferne Nes freundlichen Geführten sich erinnernd O Sappho I