Seite - 93 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I

Das goldene Vließ, So ehr in mir den Gott, der mich beschützt. Der Mann, der dort auf jenem Altar thront, Ist er das Bildnis eines, der da lebte? Wie, oder ehrt ihr ihn als einen himmlischen? Aictcs. Es ist Pcronto, der Kolchcr Gott, Phryxus. Pcronto! Rauher Laut dem Ohr des Fremden, Wohltöncnd aber dem Geretteten, Verehrst du jenen dort als deinen Schützer, So liegt ein Brnder jetzt in deinem Arm, Nenn Brüder sind ja eines Vaters Söhne. Aictcs, Schützer er dir? Phryxus. Ja, du sollst noch hören. Noch laß mich bringen erst mein Weihgeschenk, <Er geht zum Altai und stößt U°I demselben lein Pll5,,ei ln Vlcdca l!°m). Hier, Vater, ist der Trank! Nietes. <s,c ncwaMom aus die Seite ziehend, leisc>, Schweig, Törichte! Siehst du dcun nicht? Medca. Was? Aictcs. Ten Becher gib der Sklavin, Und schweig! Mcdca. Wer ist der Mann? Aictcs. Tcr Fremden Führer, schweig! Phryius Ie!)t tret' ich leicht erst in dein gastlich Hau?, Noch wer ist dieses blühend holde Wesen, Nas wie der goldne Saum der Wetterwolke Sich schmiegt an deine krieg'rische Gestalt? Nie roten Lippen und der Wange Licht, Sie scheinen Huld und Liebe zn verheißen, Stlenq widersprochen von dem finstern Aug', Hervorsirahlt aus ocr Locken schwarzem Tunket, halb Eharis steht sie da, und halb Mänade, Entslanimt von ihres Gottes hcil'gcr Glnt, Wer bist du, holdes Mädchen? Aictcs, Sprich, Mcdca! Mcdca (tr°<!e„), Medca bin ich, dieses Königs Kind! Phryius. Fürwahr ein Kind und eine Königin! Ich nehm' dich an als gute Vorbedeutung Für eine Zukunft, die uns noch verhüllt. O lächle, Mädchenbild, auf meinen Eintritt! Vielleicht, wer weiß? — ob nicht dein Vater, Von dem ich Zuflucht nur und Schutz verlangt, Mir einst noch mehr gibt, mehr noch, o Mcdca! Aietcs. Was also, Fremdling, ist dein Vegehr? Phlyrus. So höre dcun, was mich hierher geführt. Was ich verloren, Herr, und was ich suche. Von Griechen, ich ein Grieche, reinen Bluts, Es lebet niemand, der sich höhrcr Abkunft, Sich edlern Stammes rühmen kann, als ich! Ncnu Hellas' Götter nenn' ich meine Väter, Und meines Hauses Ahn regiert die Welt, Mcdca Ich gehe, Vater — Nietes. Bleib und schweig! Phiyxus. Von Göttern also zieh' ich mein Geschlecht, Allein mein Vater, alten Ruhms vergessend Erkor zur zweiten Eh' ein niedrig Weib, Das, neidisch auf des ersten Bettes Sprossen Und üb'rall Vorwurf sehend, weil sie selbst Ten Zorn des Vaters reizte gegen mich. Die Zwietracht wuchs, und Häscher sandt' er aus, Ten Sohn zn sahn, vielleicht zu töten ilm, Ta ging ich aus der Vater haus und floh. In fremdem Land zu suchen heimisch Glück. Umirrcnd kam ich in die Telpherstadt Und trat, beim Gotte Rat uud .Hilfe suchend, ?a stand ich in des Tempels weiten halle». Mit Bildern rings umstellt und Opfergabcn, ^ilülieud in der Abendsonne Strahl, Vom Schauen matt uud von des Weges Last Schloß sich mein Aug', und nieine Glieder sanken 2a fand ich mich im Traum im selben Tempel, In dem ich schlief, dcch wachend und allein Umflammt mich heller Glanz, «nd einen Mann In nackter Kraft, die Keule in der Rechten, lim seine mächt'gen Schultern, stand vor mir Und lächelte mit milder Huld mich an, „Nimm Sieg uud Rache hin!" sprach er und löste Tas reiche Vließ von seinen Schultern ab