Seite - 111 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
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Das goldene Vließ.
Iafon.
So schön, so reizend, so —
Ihr dant' ich dies mein Leben,
Ml«,
Wackres Mädchen!
Iason.
Ich scbsng mich durch, und — duch genug, ich lebe
Und bin bei euch, — Allein was führt euch
hierher?
Erster Argonaut.
Zur Zweispracli ließ u»Z lnden Kolchis' König,
Ver>,eignen will er unsre Forderung
Und dann entscheiden,
Iason.
Hier?
Erster Argonaut.
Iason.
Ich will ihn sprechen, Fügt er sich in Frieden;
Gut denn! wo nicht, so mag das Schwert ent-
scheiden!
Doch diese Waffen! — Seid ihr hier so sicher,
Daß ihr des Schuhes selber ench beraubt?
Ihr schweigt und schlagt beschämt die Augen
nieder?
Habt ihr? —
<Zu Milo,!
O sieh, sie meiden meinen Vlick!
Unglückliche! es war doch nicht die Furcht —
DieFurcht, Hellenen, die den Speer euch nahm?
Es war's nicht? —
<Iu M'.w,,
Ach, es war's! Die Unglüclsel'gen,
Sie Wagen's nicht, der Lüge mich zu zeihn!
Was >>nt euch denn verblendet, arme Brüder? —
^ ^o war die Furcht! —
Ich bitte dich, sprich nicht!
Ich kaun mir denken, was dn fiilM, Sprich nicht!
Denn, o! nicht ohne Tränen könnt' ich schauen
In ein von Scham gerötet Mänucrantlitz,
Ich will's vergessen, wenn ich kann.
Em Kolcher tiitt
Kolchrr.
Der König naht!
I
So laßt uns start scn, i,»d entschlossen, Freunde!
Nicht ahne der Barbar, was hier geschehn.
Uictc« tritt c»,f mit Gefolge.
Äitte^.
Wer ist, der das Wsrt führt für die Fremden? Veginn! IllsüN (u°r!rc!e„t>>,
Nietes. Ich!
Jas«»,
hochmütiger Barbar, du wagst — ?
Was willst du? Aietcs.
Iasou.
Achtung!
Aletcs.
Achtnng?
Iason.
Wenn meinem Namen nicht! Meiner Macht,
Alctcs.
Wohlan, so sprich!
Iason.
Thessaliens Beherrscher, Pclias,
Mein Oheim und mein Herr, schickt mich zu dir,
Mich, Iason, dieser Männer Kriegeshaupt,
Iu dir zu reden, wie ich jeho rede:
Daß Phrhxus, ein Hellene hohen Stammes,
Nen Tod gefunden hier in deinem Reich —
Aietcs.
Ich schlug ihn nicht,
Iason.
(51s ich dich noch beschuldigt? Hör mich erst!
Mit Schätzen und mit Gute reich beladen
War Phryxus' Schiff, das blieb in deiner Hand,
Fordr' ich, daß du erstattest, was sein eigen,
Und was nun mein und meines Fürstenhauses.
Aictes.
Nichts weiß ich von Schatze,,
Iason.
Laß mich enden.
Das köstlichste von Phryxus' Güter» aber,
Es war ein köstliches, geheimnisvolles Vließ,
Des er entkleidete in Delphis hoher Stadt
Das dort seit grauen Jahren aufgestellt,
Man sagt, von den Urvätern unsers Landes,
Die, fernher kommend und von Oben stammend,
Weitlneitend in die leere Wildnis strenlen
Und Hellas' Väter wurden, unsre Ahnen,
Von ihnen, sagt man, stamme jenes Zeichen,
Ein tenres Pfand für Hellas' Heil und Glück,
Vor allem nun dies Vließ fordr' ich von diri
Daß es ein Kleinod bleibe der Hellenen,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515