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Nun bist du mild, und erst warst dn voll 5^aß,
Mcdra.
Ter Haß gilt nur, und Iasmi gilt die Liebe!
Krcusa.
So liebst du deinen Gatten?
Wär' ich hier sunst?
Ich sinne nach, und doch versteh' ich's nicht,
Tuch liebst du ihn, bin ich dir wieder gut
Und sage dir wohl sichre Mittel an,
Tie Launen, die er hat, ich weiß es wühl,
Wie Wolken zn zerstreun,, Laß uns nur maclieu!
Ich sah es, er war morgens trüb und düster;
Toch sing ihm erst dci» Lied, nnk dn wirst sehn,
Wie scbncll er fröhlich wird. Hier ist die Leier!
Nicht eher lass' ich ab, bis du es weißt.
Was kommst du nicht? was stehst und zögerst du?
Mrdra,
Tu ^ute, Fromnie, schön an Leib und Seele,
Tas Herz, wie deine Kleider, hell nud rein!
Gleich einer weißen Taube, schwebest du,
Tie Flügel breitend, über dieses Leben
Und neuest keine Feder an dem Schlamm,
In dem wir ab uns kämpfend mühsam weben
2ent einen Strahl von deiner Himmelstllliheit
In diese wuude, schnierz'>,errißnc Brüste
Was Gram und haß und Unglück hingeschrieben,
O, lösch es ans mit deiner frommen Hand
Und setze deine reinen Züge hin!
Tie Stärke, die mein Stolz von Jugend war,
Sie hat im Kampfe sich als schwach bewiesen:
O, lehre mich, was start die Schwache macht,
<<2ie sc!.!t sich aui den Echl-me! zu Kieuwiz Fühcn,!
Zu deine» Füßen will ich her mich flüchten
Und will dir klagen, was sie mir getan;
Will lernen, was ich lassen soll und tun.
Wie eine Magd will ich dir dienend folgen;
Will weben an dem Webstuhl, früh zur Hand,
Und alles Wert, das man bei uns verachtet,
Teu Sklaven überläßt und dem Gesind',
Hier aber übt die Fran und Herrin selbst,
Vergessend, daß mein Pater Kolchis' König,
Vergessend, daß mir Götter sind als Ahnen,
Vergessend, was geschehn und was noch droht —
lAufstchend und sich cn!scrnenk,>
Tuch das vergißt sich nicht,
Krcusa (>hc I^nd>,
Was ficht dich an?
Was SclUinimes auch in frührcr Zeit geschehn,
Ter Mensch vergißt, ach, und die Götter auch. Mcdca
<>1N ihrcm Halse»,
Mcinsl dn? O, daß ich'ö glauben könnte, glauben!
Hier dein Gemahl, Sieh, ^ason, wir sind ">lc
o, so. Iason.
Mcdea.
ie will Medccus Fvenudin sein und LeI>llNü,
Viel Glück zu dem Versuch!
Was bist dn ernst?
Wir wollen hier recht frvhe Tage leben!
.n>,, nü'in^ Sorge zwifchcn meinem Vater
Uno euch verteiloud; dn uud sie, Medea —
Infon.
Mcdea.
Was gebeutst dn, mein Gemahl
In sin.
Sahst du die Kinder schon?
Mcdra.
Ach ja, nur erst,
2ie sind recht munter,
Iasun.
Sich doch noch einmal!
Mcdca.
Nnr kaum erst war ich dort.
Wenn du cs willst. Sich doch, sieh doch,
Mrdcll.
Iasan.
Ich wünsch' cs.
Mcdca.
Wohl, ich gehe,
Mb,!
Was sendest du sie fort? Sie sind ja wohl!
Iason.
Ah — So, nun ist mir leicht, nnn kann ich
atmen!
Ihr Anblick sclniürt das Innre mir zusammen,
Und die verhehlte Qual erwürgt mich fast.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515