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150 Das güldene Vließ,
Al>er du nanntest ihn Feind und verhecht und
abscheulich i
Er llber war schön und freundlich, und ich hecht'
ihn nicht.
So liebst dn ihn?
Mcdca.
Ich? Ihn
Ich Hass' ihn, verabscheu' thu,
Wie die Falschheit, den Verrat,
Wie das Entsetzlichste, wie mich!
Goia.
So straf ihn, triff ihn!
Räche den Vater, den Vruder,
Unser Vaterland, unsre Götter,
Unsre Schmach, mich, dich!
Mcdca.
Erst nieine Kinder will ich haben,
Das andre deckt die Nacht, —
Was glaubst du? wenn er daherzög'
Wit ihr, die ich hasse:
Und vom Giebel des Hauses entgegen
Flog' ihm Mcdca, zerschmettert, zerschellt,
Gora.
Der schönen Nnche!
Medea.
Oder an Nrautgemachs Schwelle
Läge sie tot in ihrem Vlut,
Nei ihr die Kinder, Iasons Kinder, tot.
Nich selber trifft deine Nache, nicht ihn,
Medea.
Ich wollt', er liebte mich,
Naß ich mich töten könnte ihm zur Qual!
Oder sie? Nie Falsche! Nie Reine!
Gora.
Näher triffst du schon,
Mcdcll.
Still! still!
Lnnab, wo du herkamst, Gedanke,
hinab iu Schweige», hinunter in Nacht!
Gora.
Nie andern alle, die mit ihm zogen
Alle haben sich, rächend, strafend,
Tie vergeltenden Götter erreich!;
Alle fielen in Tod und Schmach,
Er nur fehlt noch — und wie lang?
Täglich hör' ich, emfig horchend,
Fallen der Griechen strahlende Söhne, Nie ans ssulchis vom Naube gekehrt.
Den Orpheus erschlugen thratische Weiber;
5?»Ias versant im Wellcngral,';
cseus, Pirilhmis stiegen hinab
In des Aides finstere Wolmuna,,
Der Schatten gewaltigen, Herrn -,n ranbe«
Nie strahlende Gattin Persephom-ia;
Noch der sing sie und hält sie gefaugen
In ehernen Ketten, in ewiger Nacht,
Mrdca
<ra!ä, dcn M.nüc! vo„, ,«>-s,,1,, z>>'>,>'„>>>.
Weil sie kamen, das Weib zu rauben?
Gut! Gut! — So tat anch er, tat mehr noch!
Gora.
Dem Herakles, der sein Weib verlics;,
Von anderer Liebe gelockt,
Sandte sie rächend ein leinen Gewandi
Als er das antat, sank er dahin
In Qual und Angst und Todesschmerz,
Nenn sie hatt' es heimlich bestrich^n
hin sank er, und des Öta waldiger Nucken
Sah ihn uergchn, in Flammen vergehn!
Medca.
Und sie selbst webt' es, das Gewand?
Nas tödliche?
Gora.
Sie selbst!
Mcdca.
Sie selbst!
Gulü.
Des Meleager rauhe Gewalt,
Ncs kaledonische» Eberbczwinqers,
Tötet' Althell, die Mutter das Lind,
Medca.
Verließ sie der Gemahl?
Goill.
Er erschlug ihre« Vrndci.
Medca.
Der Gatte?
G«ra.
Ner Sohn!
Mcdca.
Und als sie's getan, starb sie?
Goill.
Sie lebt.
Medca.
Tat es und lebt! Entsetzlich! —
So viel weiß ich, und so viel ist mir klar:
Unrecht erduld' ich nicht ungestraft;
Aber waö geschieht, weiß ich nicht, will's nicht
wissen!
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515