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O, luärst du, der du warst, mir Ware besser!
Nur einen Schritt komm in die schöne Zeit,
Va wir in unsrer Jugend frischem Grünen
Uns fnnden an des PImsis Vlumenstrand.
Wie war dein Herz so offen und so klar-
Noch du drangst durch mit deinem milden Licht,
Und hell erglänzte meiner Sinne Tunket,
Ta ward ich dein, da wardst du mein, OInsou!
So ist sie ganz dahin, die schöne Zeit?
So hat die Sorge denn für Haus und .Herd,
Für Nuf und Niihm, dir ganz getötet
Und warme Lüfte weh» mir draus herüber.
War dir Medea damals lieb und wert,
Wie ward sie dir denn gräflich und abscheulich?
Tu kauutest mich und suchtest dennoch mul,;
Tu nahmst mich, wie ich war, behalt mich, wie
ich bin!
Inson.
Ter Tinge denkst dn nicht, die seither sind
geschehn!
Mcdcn.
Entsetzlich sind sie, ja, ich geb' es zu!
Am Vater hab' ich schlimm, am Bruder schlimm
getan,
Uud ich verdamme selber mich darob:
Mau strafe mich, ich will ja gerne büßen,
Noch du sollst mich nicht strafen, Iason, t>u nicht!
Neun was ich tat, zuliebe tat ich's dir.
Komm, laß uns flichn, vereint, mitsammen
fliebn!
Eö nehm' uns auf ein ferues Land.
Iasan.
Uud welches?
Wohin?
Mcdcn.
Wohin!
Iason.
Nu rasest, und du schiltst mich,
Naß ich mit dir nicht rase, Es ist aus!
Tie Götter haben unsern Vuud verflucht
Als cincu, der mit Greueltat begann
Nud in Verbrechen wuchs und Nahrung suchte.
Laß sein, daß du den König nicht getötet,
Wer war dabei, wer sah's, wer glaubt dir?
Mcdcn.
Tu!
Insan.
Und wenn auch ich, was kann ich? was ucrinag
ich?
Nie Strafe nehme jedes büßend hin,
Nu, da du fliehst, wo du nicht bleiben kannst,
Ich, da ich bleibe, wo ich fliehen möchte,
Mcdea.
Ten schwerern Teil hast du dir nicht erwählt! Insu».
So wär' es leicht, zu leben als ein Fremdling
In fremdem 5^aus, von fremden ^,il> >dc >> >,^n?
'.'.'! eüen.
Tunkt's dir so schwer, was wählst du nicht die,
Flucht?
Iason.
Wohin und wie?
Mcden.
Linst warst du minder soigück,
Als du nach Kolchis kamst, die Vaterstadt re^
lassend,
Und eitlem Nuhme nach durch ferne Länder zogst.
Inst,».
Und in der Prust erstorbeu mir der Mut,
Tas dank' ich dir; Erinnrung des Vergangnen,
Liegt mir wie Blei auf meiner bangen Seele,
Tas Aug' kann ich nicht heben und das > ,, ,
Anch ist der Knabe Mann seitdem geworden,
Und nicht mehr kindisch mit denVlüten spielend,
Greift er nach Frucht, nach Wirtlichteit, Bestand.
Tic Kinder sind mir, und kein Ort für sie,
Soll Iasons Stamm, ein trocknes heidetraut,
Am Wege stehn, vom Wanderer getreten?
hast du mich je geliebt, war ich dir wert,
So zeig es, da du mich mir selber gibst
Und mir ein Grab gönnst in der heimischen (!rde!
Mcdm.
Und auf der hcim'schen Erd' ein neues Lhedell?
Nicht so?
Inson.
Mas soll das?
Medca.
Hab' ich's nicht gebort,
Wie er verwandt dich hieß uud Sohn nnd ^lomn?
>irensa locket dich, und darum bleibst du?
Nicht also? hab' ich dich?
Iason.
Tu hattest nie mich,
Und hast auch jetzt mich nicht,
Medea.
So willst du büßeu?
Uud darum soll Medea fort von dir?
Stand ich denn nicht dabei, dabei in Tränen,
Wie du mit ihr vergangne Zeit durchgingst,
Zum Echo schwandest der Erinnerung?
Ich aber geh' nicht, nicht!
Inson.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515