Seite - 156 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
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Tas goldene Vlicß,
Iason.
Fordre nicht zu viel!
Tns Wen'ge fast verletzt schon mei,ie Pflicht,
Und welcher? Medcn.
Ihnen selbst, de» Kindern, sei die Wahl,
Und welcher will, dcn ninnnst du mit dir fort,
Vlcdra.
O taufend Tank, du Gütiger, du Milder!
Ter lügt fürwahr, der dich Verräter nennt.
«i»n!<, tt'mmt.
O König, komm!
König.
So ist es abgetan?
Iason.
Sie geht. Der Kinder eines geb' ich ihr.
Tu eile, bring die Kleinen zu uns hcr.
König.
Was tust du? Neide bleiben sie zurück!
Mcdca.
Was mir so weuig scheint, dünkt dir zn l iel?
Tie Götter fürchte, allznsticngcr Mann!
Tie Götter auch sind streng der Frcveltnt,
Toch sehn sie auch, was uns zur Tat gebracht.
König.
Tcs Herzens böses Trachten treibt znm Vösen.
Meüea.
Was sonst zum Übeln treibt, zählst du für nichts?
König.
Ich richte selbst mich streng, drum kann ich's
andre,
Mcdca.
Indem du Frevel strafst, verübst du sie
Iasün.
Sie soll nicht sagen, daß ich allzu hart,
Trum hab' ich eins der Kinder ihr gewährt.
In Leid und Not der Mutter lieber Trost,
Krensa,
Was will man denn, und was soll denn geschehn? ^ O sich, sie lieben mich, nnr erst gekommen,
Als ob wir Ia!,re schon iiiic. sahn nnd lennlen.
Mein mildes H'^ ort, den Armen ungewolint,
Gewann mir sie, wie mich ihr Unglück ihnen.
König.
Ter Kinder eines soll der Mnttcr folgen.
Krc»ja.
Verlassen uns?
König.
So ist's, so will's der Paler!
!ZU Mcdcen, dic in sich vcilunlen daaesiandcn ist!
Nie Kinder, sie sind hier, nun laß sie wählen!
Vledea.
Tie Kind.'r! Meine Kinder! Ja, sie sind'Z!
Tas Einz'ge, was mir bleibt auf dieser Erde.
Ihr Götter! was ich schlimmes erst gedacht,
Vergcßt es nnd laßt sie mir beide, beide!
Tann will ich gehn und eure Güte preisen,
Verzeihen ihm und -^ nein, ihr nicht! — Ihm
auch nicht!
hierher, ihr Kinder, hier! — Was steht ihr dort,
Geschmiegt an meiner Feindin falsche Vruft?
O, wüßtet ihr, was sie mir angetan,
Bewaffnen würdet ihr die kleinen Hände,
Zu Krallen krümmen enre schwachen Finger,
Ten Leib zerfleischen, den ihr jetzt berührt.
Verlockst du nieine. Kinder? Laß sie los!
Krcusa.
Unselig Weib, ich halte sie ja nicht.
Mcdca.
Nicht mit der .Hand, doch hältst dn, wie den
Vater,
Eie mit dem heuchlerischen, falschen Vlick,
Lachst du? Tu sollst noch weine», sag' ich dir!
Krcusll.
O, strafen mich die Götter, lacht' ich jetzt
König.
Vrich nicht in Zorn und Schmähung aus, o Weib!
Tu ruhig, was dir zukommt, oder geh!
Mcdca.
Tu mahnest recht, o mein gerechter König!
Nur nicht so gütig, scheint es, als gerecht;
Wie, oder auch? Nun ia, wohl beideo gleich!
II,r .'linder, seht, nun, schickt die Mutter fort,
^veit über Meer und Land, wer weiß, wohin?
Tie güt'gen Menfchen, ener Vater aber,
Und der gerechte, gute König da,
Sie haben ihr erlaubt, von ihren Kindern,
Ihr hohen Götter, hört ihr's? Eines nur! —
Mit sich zu uchmeu auf die lange
Fahrt,Ä^er
nun von beiden mich am meisten liebt,
Tcr tomin zu mir, denn beide dürft ihr nicht.
Ter andre inus; zurück beim Vater bleiben
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515