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Nas goldene Vließ. 163
Innre,
Und Vlutgcdanken bäumen sich empor, —
Tnß ihr sie flieht, euch Frcindcn wendet zu?
Du willst »ns wieder führen nuf dein Schiff,
Wo's schwindlicht ist und schwül. Wir bleiben da.
Gelt, Bruder?
Kleine.
Ja!
Medea.
Auch du, Absyrtus, du?
Allein es ist so besser, besser ganz!
Kommt her zu mir!
- Knabe.
Ich fürchte mich,
Mcdca.
Komm her!
Knabe.
Txst du mir nichts?
Medea.
Glaubst? hättest du's verdient?
Knabe.
Einst warfst mich auf den Voden, weil dem Vater
Ich ähnlich bin, allein er liebt mich drum.
Ich bleib' bei ihm und bei der guten Frau!
Medca.
Du sollst zu ihr, zu deiner guten Frau! —
Wie ei ihm ähnlich sieht, ihm, dem Verräter;
Wie er ihm ähnlich spricht, Geduld! Geduld!
Mich schläfert. Kleine.
Ältere.
Laß uns schlafen gehn, 'Z ist spät,
Medea.
Ihr weidet schlafen noch euch zu Genügen.
Geht hin dort an die Stufen, lagert euch,
Indes ich mich berate init mir selbst, —
— Wie er den Bruder sorgsam hin geleitet,
Pas Obertleid sich abzieht und dem Kleinen
Es warm umhüllend um die Schulter legt
Uud nun, die kleinen Arme dicht verschlungen,
Sich hinlegt neben ihm, — Schlimm war er
nie! —
O Kinder! Kinder!
Knabe.
Willst du etwas?
Mcdca.
Schlaf nur!
Was gäb' ich, könnt' ich schlafen, so wie du. Die Nacht bricht ein, die Steine steigen auf,
Mit mildem, sanftem Licht herunter schrincnd;
Dieselben heute, die sie gestern waren,
Indes dazwischen doch so weite Kluft,
Als zwischen Glück befestigt und Verderben!
So wandellos, sich gleich, ist die Natur,
Wenn ich das Märchen meines Lebens mir
erzähle.
Ihn unterbrechend: Freund, das kann nicht sein«
Tieselbe, der du Mordgedanken leihst,
Läßt du sie wandeln in dem Land der Väter,
So rein, so mild, so aller Schuld entblößt,
Als nur ein Kind am Busen seiner Mutter?
Wo geht sie hin? Sie sucht des Armen Hütte,
Dem ihres Vaters Jagd die Saat zerstampft,
Und bringt ihm Gold und tröstet den Betrübten.
Was sucht sie Waldespfade? Ei, sie eilt
Dem Bruder nach, der ihrer harrt im Forst;
Und nun, gefunden wie zwei Zwillingssteine,
Ein andrer naht, die Stirn mit Gold gekrönt:
Es ist ihr Vater, ist des Landes König,
Er legt die Hand ihr auf, ihr und dem Bruder
Uud segnet sie, nennt sie sein heil und Glück.
Willkommen, holde, freundliche Gestalten,
Sucht ihr mich heim in meiner EinsamlVit?
Kommt näher, laßt mich euch ins Antlitz sehn!
Du guter Bruder, lächelst du mir zu?
Der Vater zwar ist ernst, doch liebt ei mich,
Liebt seine gute Tochter! Gut? Ha, gut?
<AuIlPrin«ent,,>
's ist Lüge! Sie wird dich verraten, Greis!
hat dich verraten, dich und sich:
Du aber fluchtest ihr.
Ausgestoßen sollst du sein,
Wie das Tier der Wildnis, sagtest dn,
Kein Freund sei dir, keine Stätte,
Wo du hinlegest dein Haupt,
Er aber, um den du mich verrätst,
Er selber wird mein Rächer sein;
Wird dich verlassen, verstoßen.
Töten dich.
Und sich! Dein Wort ist erfüllt:
Ausgestoßen steh' ich da,
Gemieden wie das Tier der Wildnis,
Vcllassen von ihm, um den ich dich verliess,
Ohne Ruhstatt, leider nicht tot,
Mordgedanken im düstern Sinn,
Freust du dich der Rache?
Nahst du mir? — Kinder! Kinder!
IHineücnd und sie rüttelnd,!
Kind«, hört ihr nicht? Steht auf!
Was willst du? Knabe (»ulmochcnd).
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515