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König Ottokars Glück und Ende. 177
sn.it beiden ,vändcn fnhr er sich ins haar
Und zog sich feindlich, Üi, dacht' ich mir, Herr,
Spart Vuch die Müh', wir tonnen das viel besser.
Noch ist er Freund uns jetzt und Vundsgriwss',
Ta muß man Gutes nur und Liebes sprechen,
<Er steht auf,,
Hut und Mllütcl!
Und wie steht's hier bei Euch, Herr Bürger»
Meister?
habt Ihr indes geträumt?
Ner Hut da drückt.
Zum Teufel! einen andern Hut! — Wie also?
Nie Maner auf dem Wischehrad ist fertig?
Bürgermeister.
Ja, gnäo'gcr Herr!
Ottokar.
Tic Moldaubrückc auch?
Bürgermeister.
Nnr gestern Wald der letzte Stein gefügt,
Ottalar.
Ja, weil Ihr wußtet, daß ich heute lam!
Ward schon die uutrc Polstadt eingeräumt?
Vürgermcister.
Verzeihet —
Ottukar.
Ist's geschehn?
Bürgermeister.
Eur' Hoheit —
Lttular.
Ja?
Vürgerinristcr.
?!och ui>l,t,
^ttular.
Nanim nicht? Gottes Feu'r! Warum nicht!
Bürgermeister.
Wir wollten noch einmal Enr' Hoheit nugehn,
Eh wir vertrieben so viel treue Vühmeu —
Ottolar.
Vertrieben! Was vertreiben! Wollt' ich das?
Sie sollten nach Chrudim, dort waren Äcker
Und Vaugrund ihnen dreifach angewiesen,
Und dreifach alle Kosten der Versetzung;
Noch aus der Vorstadt sollen sie heraus,
Sie soUlii, müssen! Müssen, Gottes Nonner!
Ich weiß wohl, waö ihr mögt, ihr alten
Böhmen!
<^'!an«t siycn iu verjährtem Wust,
Wo kanin das Licht durch blinde Scheiben dringt;
Verzehren, was der oor'gc Tag gebracht,
Und ernten, >uas der nächste soll verzehren;
Gr^llv„rzcv« sämtliche W>',I^, I, Am Sonntag Schman', au Kirchiucß plumpen
Tanz,
Für alles andre taub und blind;
o möchtet ihr: ich aber mag nicht so!
Tl Teutschen will ich setzen euch in Pelz,
Ncr soll euch kucipcn, bis euch Schmerz und
Ärger
Äus eurer Tumpfheit wecken und ihr ausschlagt
Wie ein gesporntes Pferd. Ihr denkt der Zeit,
Na eure Fürsten saßen an dem Herd
Wappen;
Ich bin lein solcher, straf mich Gott!
Sel,t her,
Ter Mantel ward in Augsburg eingekauft!
Nas Gold, der Samt, die Stickerei, das Ganze,
Könnt ihr das machen hier in eurem Land?
Ihr sollt! bei Gott, ihr sollt! Ich will euch's
lehren!
Mit Köln und Wien, mit Lunden und Paris
Ner Ungar flieht, der Vllherfürst hält Ruh',
Und Österreich, die wackre Steierniark
Und Porteuau und Krain und Tentschlcmds
Eger,
Ich habe fie vereinigt meinem Nous,
In alle Fernen trug ich Böhmens Namen,
Noch follt ihr nach, des geb' ich euch nn-iu Wort!
vin auf des Berges Mitte stellt' ich euch,
Und uuu Nimmt weiter, oder brecht den Hals!
Naß mir die Teutschen in die Vorstadt kommen!
Was ist? Ottüliir.
Kanzler.
Nie Königin, wie Ihr befahlt.
Ottükar
Was einem jeden Mann das Teuerste,
Tie Ruh' nn eignen haus, hab' ich gestört
lim eure Ruh', um eurer Kinder Ruhe,
Mein Werk das Spiel nicht werde innern Iwisls.
Hab' ich von Margareten mich getrennt,
Tie keines Erbens Hoffnung mehr gewährt,
Und neuer Bande Wechsel mich gesüßt,
Ja, ja, ihr Herrn, damit ihr's alle wißt:
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515