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184 Ottolars «lück und Ende.
Du gabst drin Wort, das! du »nch läßl gen'ährcn:
Trum geh!
Miluta
«lehrt am Anfange um>.
Folgst dn auch nicht mehr zum Turnier?
Die Waffen hau' ich schon Uon mir i^
Der Preis ist mein! Geh jetzt! der Augenblick
Pocht wie cin Gläubiger und will, was sein.
lMiwta lll>,>
Ich sehe sie den Gang herunter kommen,
Begleitet nur von einer >läninierin.
Nun rasch ans Werk!
»rnndc I,,i!» stc>,t^
Tn keusche Licbcsgöttin,
Getreue Gattin deines holden Gatten,
Dich fleh' ich an: verleih mir deinen Schutz!
<Vi zieht cin BIntt hervor und steckt es, zill Bildsäule auf
gehllbencn Fuß der Guüin,!
Bewahre mir dies Vlatt hier uud bestell es!
Man kommt! — Ich muß noch etwas zögern! ^
Irtzt!
Die Königin tritt m demselben Aulienl'licie mit ihrem
Kunissilndc.
War das nicht Noscnberg? — Der Unvcr-
Nnf ihn zurück!
Fräulei»
Herr Zawisch! Kommt hierher!
Die Königin befiehlt es! Hier! Ihr sollt!
drehen».)
Königin,
Ich weiß nicht, Herr, bin ich nicht voll bei
War ich im Fiebertranm die Tage her,
Wie, oder seid Ihr ganz so unverschämt,
So rasend — Nein! Die Sprache hat kein Wort!
Vcrrückung möcht" am ersten es bezeichnen —
So unverschämt-verrückt, als Ihr Euch zeigt?
Vei meiner Aulunst schric't Ihr gellend auf —
Ih r wan's! Ich staxd drei Schritte fein und
U'^is; es!
Seitdem verfolgt Ihr rastlos mich init Blicken,
Mit Blicken, die ich näher nicht bezeichne-
Hoch regt sich mir der Ingrimm, denk' ich dran,
INähcl KU ihm tretend,»
Nnr erst, beim Tanz, als ich die Hand Euch
rrickttl',
Ja, Frecher, ja! Ihr drücktet mir die Hand!
Wer bin ich, Herr? und wer seid Ihr?
Zawisch.
Verzeiht! König!!!.
Behandelt so hier Lands man Königinnen?
Vär," ich zn stolz nicht, meines Gallen ^m'n
In meiner eignen Tack'e aufzurnf/n.
Wäi's hier i» Böhmen wie bei uus daheim,
Wo auch die Frau ein Necht hat, eine 3lim
Uud Macht, um zu vollführen, was jie d^nlt,
Wo eine Königin nicht blos; deo «miiqo ^alt
Wo sie Geviet'riu ist: es sollt' liuch' renn!
Verzeiht! Zawisch.
Und nun: verzeiht! Erst freck' nnd !i,!
lind nnu so lnechtisch, daß es an ,,,i>>, e!cll!
Hva-H stecktet Ihr an jene Sänlc hin?
Zawisch.
Au jene Säule? — steckt was durt?
KümM.
Ein Zettel? In der 3al!
'.^i
<Cs geschieht.»
Was steht ans dem Papier? Ein
ihn herab!
Zawisch.
Ich weiß es nicht!
Königin.
Ihr stecktet's doch hinauf,
Iawisch.
Ich? Wahrlich nicht!
Königin.
Nur erst, so wie ich wiu.
Inwisch,
Ich war nicht hier.
Ich bin verrückt, der Kupf dreht fich im H^irbel!
Sind das hier Väume? Ist das Luft u„d Erde?
Ich sah es ja, ich stand drei Schritte fern,
Als Ihr den Zettel an die Säule stecktet!
Zawlsch,
Wenn Ihr es saht, o hochorliabnc ^ran,
Tann muß es sein, und wär' es nie gewesen!
Kö»i,n„.
Und was enthält der Zettel?
Zawisch.
Phantasien!
?ie Anögeburt von dichterischer Glut.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515