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König Ottokars Glück und Vndc. 191
Kanzler.
hört es selbst!
Ottalar.
<«cht >l,,n mit stallen Schritten l>is in die Nitte des Saales
Wcr scid Ihr, Herr?
Burggraf.
Friedrich von Zollcrn bin ich,
Burggraf von Nürnberg, abgesandt vom Ncich,
Dttolar.
Glück zu!
Burggraf.
Nudolf, von Gottes Gnaden Kaiser —
Ottokar.
Ich glaube, Herr, das Reich will meiner spotten?
Hier stehn noch die Gesandten, die die Krone
Eh' ich entschieden, cinen andern?
Vurngraf.
Herr,
Der Kauzellar des Erzbischofs von Mainz,
Er hat gemeldet, wie mit schnöden Worten
Von Euch gewiesen Ihr so Krön' als Reich,
Öttolar,
Ha, frecher Treubruch deutscher NeichZbarune!
Burggraf.
Vcschnldigt Ihr des Trcubruchs Duitschlauds
Fürsten?
So wißt denn, was die Wahl von Euch gewandt!
Wir suchten einen Herrn, gerecht und gnädig,
Als einem solchen bot man Euch den Thron.
Da kam der Ruf, da kamen fclber Zeugen,
Tic laut es riefen in der Fürsten Ohr,
Wie Ihr getan an Königin Marg'reten,
Die Eure Gattin war, die Ihr verstießt!
Wie Ihr die Rechte schmälert jener Lande,
Die rechtlos vorenthaltet Ihr dem Reich;
Wie Eure Ungnad' schon ein Hnlsuerbrecheu
Und Strafe trifft, wo noch kein Urteil traf.
Das sind wir nicht gewohnt in Schwaben nud
Wir müssen einen gmid'gen Linste» haben,
Vor allem aber soll er sein gerecht.
Dies überlegend, schritten sie zur Wahl —
Heinrich vun Lichtcnstcin
Vcvrätcrci!
Tttular.
Wer ruft?
Gcm»nnel (m,!ci de„ Anwandln),
Der Lichtenstein! Hsinnch v«n Llchtcnftrin
ttritt au».
Wer Österreicher ist, der sei gewarnt!
?Im Ausgang stehn des Schlosses .Häscherrottcu,
Die fangen jeden, der nicht Vöhmisch ist,
Iüllensteln
Grbt Euch gefangen!
Eure Wehre, Hei,nick,!
Ihr, Ulrich Lichtenstciu, Graf Vcrnl^ard Psaun-
berg.
Chol Seldenhoven, Wulfiug Stubcnbeiq,
Ihr gebt die Cchncrter, und euch selbst i,l.Haft!
Lichtcustcin.
Was taten wir?
Damit Ihr, Freund, uichtö tut,
Send' ich Euch in die Haft, Damit ihr nicht
Wcr schasst mir Merenberg?
Sobald der hier aus seinem Felsennest,
Soll euch der Richter gegenüberstellen,
Und wohl dann dem, der sich nicht schnldig
fühlt!
Burggraf.
Der Auftritt hier erspart mir die Ellläinng,
Warum die Fürsten, Herr, nicht Euch gewälilt.
lind nuu zu meiner Votschaft, Böhmens ^idnig!
Rudolf, von Guttcs Gnaden römifchdentscher
Kaifer,
Entbietet dich auf einen Tag nach Nürnberg,
Daß du dort waltest deines Cchcuicuamts,
Wic'Z dir als Churfürst ziemt des deutschen
Reichs!
Sonst auch nach Recht die Lehen dort empsmui>'st
Von Vöhmen und uon Mähren, die dir znstchn.
Ottolar.
Wie das? Nicht mehr? Und Österreich und
Steicr?
Burggraf,
Und Österreich und Tteier, ssraiu und «aiiitl'u,
Nebst Eger, Portcuau, der wiud'scheu Mark,
Stellst du zurück zu Haudcu unsers Kaisers,
Als büslich vorcuthalten von dem Ncich,
Ottotar.
Und sonst begehrt dcr neue Kaiser nichts?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515