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König Ottokaiö Glück und Ende. 135
^ie Löwen jenseits 'rans; und dann ^
lMil dci Hand i,i dcn Tisch schlagend,>
Schlag tot!
Ich habe sie!
Kanzler.
Du allgcrcchter Gott!
Ja, sinne nach, luie wir nns retten möchten,
l!>,o ^l,r sprecht nur von Lieg! — Aus Stcicr-
mark
5>ört ab und zu man wnndcrliare Tinge,
Ottotar.
Ei, wundert Euch, soviel Ihr wollt, Herr
Kanzler!
Tort ist der Milota, ein tücht'ger Mann;
Kein Kopf, doch eine Faust von Stein und Stahl,
Tcr schlägt Euch zwmizigmal auf einen Fleck
Kanzler.
Nun denn, so sci'Z!
Ich habe mich verwahrt! Als ich Euch sagte:
,vv>l', traut tu'in Vaycr nicht! Ihr trautet doch;
lind mm lies; er den Kaiser durch sein Land.
Ottülar.
Furcht hat 'ne feine Nase für die Furcht;
Ten 'Zayer habt Ihr trefflich ausgewittert!
Kanzler.
Tcr Grafcnbimd in Schwaben ist zerstreut.
Kanzler.
V!it einem Wort: Tcr Kaiser Rudolf, Herr —
Ottükar.
Was Kaiser!
Kanzler.
Nu, der Habsburg also denn!
Er ist der Mann nicht, den wir sonst ihn
glaubten,
Ottülar.
Cin Krieger, und ein Mann vielleicht; teii,
König,
Kanzler.
So dachte mancher, dcr ihn wählen half;
Toch hat sich's anders, unverhofft bewährt,
In Aachen schon, als man die Lehen gab
Und sich kein Zepter fand — man wollt' ihn
Da trat er hin und nahm vom Hochaltar
lind gab die Lehn damit?
V« geben will, dcr findet leicht ein ^ « l
^!um Nehinen rüst' er kräftiger sich aus! Kanzler.
Die Nuh' ist hergestellt im weiten Deutschland,
Tie ^iänbcr sind bestraft; die Fehden ruhn;
Turch llnge Heirat und durch lräft'ges Wort
Tie Fürsten einig und ihm eng verbunden;
Ncr Papst für ihn; im Land nur eiue Stimme,
Ihn preisend, benedeiend als den Netter,
Als auf der Donau nur allsamt dem Heer
Von beiden Ufern tönte Iubelruf
^-K' sie den Kaiser sahn im grauen Nöcklein
Am Vorderteil des Schiffes stehn allcin
Und freundlich grüßend mit des Hauptes Neigen,
Herr, nennt ihn Kaiser, denn fürwahr, er ist's!
Kanzler.
Für Euch wohl wärmer;
Hab' ich ihm denn geschworen, so wie Euch?
T '^ch, daß zwei Herrn, so hoch, so würdevoll,
3ich gegenüber stehn, da's nur ein Wort,
Ein Wort nur brauchte, um sie auszusöhnen ^
In, Herr, es ist gesagt! Es sei gesagt!
Und mögt Ihr zürnen, melden mnß ich's Euch:
Ter Kaiser hat gesendet einen Herold
lind lädt Euch ein zu gütlichem Gespräch,
3)ttalar.
3chweig still!
Kanzler.
Die Insel Kaumberg ward ersehn,
Von beiden Teilen werde sie besetzt;
Nicht Ihr zu ihm, nicht er zu Euch,
Auf glcichgcteilteu Vodcn sollt ihr kommen
Und dort verhandeln, was uns allen nicht.
Vci meinem Zorn —
Kanzler.
Herr, selbst bei Eurem Zorn!
Nicht schweig' ich da, wo reden meine Pflicht!
Ottükar.
Tu kommst zurecht; beschwicht'ge diesen Naben!
Zawisch.
Was will er denn?
Ottülar.
Zawifch.
Wie? von Vergleich? der kindisch schwache Greis!
Nur eben hat sich eine Schar Kumancn
Turch eine Furt dem Lager angenäht;
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515