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König Ottokars Glück und Ende. 201.
Rudolf.
Auch sslosteineuouig ist in mciucr Hand,
Und nichts mehr dein am rechte» Nonanufei!
Herr Friedrich Pcttau, kommt!
Friedrich Pcttancr trit! »°r, mit incdcinclchlagenen Augen,
Ottular.
Ha, schändlicher Verräter!
Ptttamr,
Ein rascher Überfall, spät gestern abends —
Ottolar.
Genng! Ich wciß, daß ich verraten bin!
Aus Steiermark naht mir ein stattlich Heer
Mit Milota, dem trenerprobte» Führer;
Incics, wie Nonnerwolken, Ottukar
Von Vorneher die. schwachen Halme knickt,
Und fein Eutriuneu bleibt, als in die Tonau!
Rndolf.
O, sprich nicht weiter, allzu rascher Fürst!
Ottolnr.
Erkennst du nun, wie lveit du noch vom Ziel?
Rudolf.
Auf Milota bau deine Hoffnung nicht!
Ottolnr,
Mein Grnnd steht fest- an dir ist's wohl, zu
zittern!
In Waffen sehn wir uns. Leb wohl!
Rudolf.
Tu gibst die Lande nicht?
Ottolar
Ob ich sie gebe?
Rudolf.
Nun wohl, so sprich denn selbst mit Milota,
Ob dn mit Grund ihm so viel magst vertraun!
Rudolf.
So brachten mir die Herren ihn von Stcicr,
In Ketten, weil er grimmig sie gedrückt,
Nehmt ihm die Fesseln ab! — Hier ist das
Vanncr
Von Steiermarl, und hier ist Ostreichs Vauncr!
Lllnbcshcrre» von Lsterrcich und Etcicrmarl lrctcn auf
Tu gehst? Rudolf.
Sie gaben selbst sich in des Reiches Schutz,
Steht nicht so traurig da, mein Fürst von
Böhmen!
Schaut um Euch her! Tie Wolken sind cntflohn.
Und klar seht Ihr nun alles, wie es ist.
Rudolf.
Tauscht Euch nicht selbst! Ihr fühlt's in Eurem
Innern,
Naß es verloren ist; und zwar auf immer!
König,
In Euch entzüudct auch den Wunsch dazu;
Ihr werdet's bleiben, mächtig, reich und groß,
Nenn anch verloren, was nicht halten konnte.
Nenn Gott verhüte, daß ich einen Finger
Ausstreckte nach dem Gut, das Euch gehört,
Heer,
Zu aller Art des Streites wohlgerüstet,
Und zweifelhaft ist aller Schlachten Glück,
Allein, tut's nicht! Verkennt nicht Gottes Hand,
Nie Euch gewiesen, was sein hcil'ger Wille,
Mich hat, wie Euch, der eille Traug der Ehre
An Fremden und Verwandten, Freund und
Feind
Übt' ich der raschen Tatkraft juugeu Arm,
Als wär' die Welt ein weiter Schauplatz nur
Für Rudolf und sein Schwert, In Bann ge-
fallen,
Zog ich mit Euch in Preußens heideukrieg,
Focht ich die Ungarschlacht an Eurer Seite;
Tie Reich nnd Kirche allzu ängstlich setzen
wert.
Und setzte mich auf jene Thronesstufcn,
Und nun Innabsieht in die weite Gegend
Ter Helden, der Gewall'gcn Zeit dahin.
Nicht Völker stürzen sich wie Pcrqlawincn
Auf Völker mehr, die Gärung scheidet sich,
Und nach den Zeichen sollt' es fast mich dünken.
Wir stehn am Eingang einer neuen Zeit,
Ncr Vauer folgt in Frieden seinem Pflug,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515