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202 König Ottukars Mliick u,ik Ende.
(5o rührt sich in der Stadt der fleissge Pürger,
«ewerb' nnd Innung hebt das Haupt empor,
In Schwaben, in der Schweiz denkt mnu auf
Vünde,
Und raschen Schiffes strebt die muntre Hansa
Nach Nord und Ost um Handel und Gewinn,
Ihr habt der Euren Vorteil stets gewollt;
Gönnt ihnen Nnh', Ihr tonnt nichts Bcss'rcs
geben!
O Ottokar, es war 'ne schöne Zeit,
?lls ivir, ans Preußen 'rllckgetummcn, saßen
Im Söller Eures Schlosses am ,Hradschin,
Vei uns saß danials Königin Marg'rete —
Wollt Ihr sie sehn? Marg'rcte sehe»?
Ottular.
Herr!
Tas; Ihr den Friedeusengel Uon Euch stießt,
Ter sanft versöhnend ob Luch waltete,
Nie rasche Glut mit Segen^wort besprach
Und treulich, riuc liebe Schwester, sorgte!
Mit ihr habt Ihr das Glück von Euch ver-
bannt, —
Iln seio iu Enrem Haus nicht glücklich, Otto-
kar! —
Wollt Ihr Margareten sehn? — sie ist im Lager!
Ottnlar,
Nein, Herr! Allein die Lehen will ich nehmen,
Nudulf,
Ottolal.
Nudalf.
Tem Neich erstatten —? Ja, Herr Kaiser
Ottolar.
Östreich, Stciermark,
Was mir vom Neich! was sich von mir getrennt,
> nschen Schlcchthcit ekelt tief mich an.
So kommt ins Zelt! Nudolf.
Ottalar.
Warnm nicht hier?
Nudülf.
Ls werden
Tcs Reiches Lehen luicud nur genommen.
Ich knien? Ottolar.
Nntwlf.
Tas Zelt verbirgt uns jedem Auge, Tort sollt ^>,r !ni>,'ü vor Gott nnd vor dein
Reich,
Vor keinem, der ciu Sterblicher, wie wir.
Wohlan!
Nndolf,
7'hr N'olll? («l'seqm't s^ i die Stunde!
Geht Ihr Uoran, ich folg' Cuch freudig nach;
Wir beide feiern einen qvc'ü^i Sieg!
Miwta
Nun, Gott sei Tank! Tas macht mich wieder
slvi!
Äcr lchten Zeit will ich mein ?age denleu,
Zllwijch,
W« ist der König?
Miluta.
In des «mscrs Mt?
(5r nimmt die Lehu!
Inwisch.
Ho! H>u! und so verborgn?
Tas müssen alle s^lni, die t>e>,en Herzens sind,
<Vi haut mit dl,» Lchun-lt die Zl'üi^nnlc «b, di,' ^
Zawisch,
Dic Vohmcn l>l»lcr sich>,
Tcr «önig Iinet!
Lttular,
Ha, Schmach!
Mdolf
Wollt ihr die Lehn nicht auch auf Mähren
nehmen?
Rudolf
So leih' ich Euch die Martgraffchaft Uon Mähren
Und nehm' Euch in des Nciches Eid und Pflicht,
Im Namen Gottes und durch meine Macht,
Steht ans, Herr König, nnd mit diesem >lnü
Vegrnß' ich Euch als Lehnsmann nnd als
Bruder,
Ihr aber, die Ihr Östreich angehört '
Und Lehen tragt von seines Landes Einsten,
,<lm!!mt mit nack ä^ien, nm dort den Eid der
Treue,
Ten LehcnZcid in unsre Hand zu leisten!
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515