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204 slönig Ottokars Glück und Ende.
Diener.
Zwei Tage habt Ihr nicht gegessen, nicht
Geschlafen; dentt an Ener teures Leben!
T,I «önio lacht höhnisch auf,!
Diener.
Laßt Euch erbitten, geht ins Schloß, uieiu
König!
<ctlot»r swmpft »ngeduldi«, mit dcm Fichl'!
Diener.
Ich gehe denn, doch laßt Euch nieder, >?err!
«Geht llb in« 3chloß,>
Ich sollte dich betreten, Schloß der Vater?
Tie schwelle dir entiueihu mit meinem ^uß?
.^>l>^ ich im 3ieg, iui jnbelnden Triumph
Zu dir heranzog durch die lauten Gassen,
Erstlittnc Falüie» dir entgegen hielt ^
Ta machtest du mir deine Pforten auf,
Und meine Väter sahn von deinen Zinnen.
Für Helden Ivard geN'öll't dein hoher Bau,
Uud teiu Entehrter hat ihu noch betreten!
!öier will ich sitze», als mein eigner Pförtner,
lind Schande wehre» ab von meinem V'aus,
<Er scht sich aui die Etufcn am Äusfalltor unb »eihüllt
lein Haupt,!
Bürgermeister.
Vi, laßt mich, ich muß eilen in den Nat.
(<in Herold vo» des Kaisers Majestät
Wohl! im kaiserlichen Lager!
Er lag auf seine» Kuieu, der Kaiser saß;
Tas ga»!,e >_x-er Hat'-H staunend angesehen.
Nns regt sich dort?
Ein Man» siht auf den Stufe»,
In, i^ ochmnt koninit zu ^nll, ich sagt' es oft!
Seht doch mal hiu, wer dort am Tore sitzt?
Verdächtig Volk streift jetzo durch das Land,
Tie abgedankten Söldner find zu scheuen.
Ach, Herr! Vürgcr (w„,„! z»r«c
Bülssermeister.
Tu zitterst ja?
Bürger.
> ist der Üönig! Ter Mann dort a»f deu Stnfen? bist du töricht?
Er sah mir ins Gesicht, Schaut uur!
Vülgerninster.
Er ist's!
Wenn er vernommen, was wir hier qcsp>'0chen!
^ l l ich ihm eine,» ^iißfall tu»? — das besie.
Wir ziehen uns zurück. Er schciut zu sinue»,
H i t d ' i
Vcncsch
<am 2t»l,e, iü!,rt Vcrta„>,
Ei, sieh nur, >uie die liebe Sonne scheint!
Tu i»ußt eiuuial ius Freie! Berta, komm!
Tie dumpfe Slubenlnst ist ungesund,
Uud tu nnr's auch zulieb und sprich einmal!
Sprich, Verta, sprich! und wär's ei» einzig
Wort!
Als: Ja, und Nein, Tu's deinem alten Vater!
Sieh, auf Iohanni wird's — ich weiß nicht recht
?as ist recht kläglich! Willst nicht reden, BeNa?
1>-> jeNt den laugen Tag teiu einzig Wort.
Ei, was vergangen ist, das ist vergangen!
Wir deuleu nicht mehr dran, unt> so ist's gnt.
Still! Bürgermeister.
Vencsch.
Nnu, sie schweigt ja leider ohnehin!
Herr, Tag für Tag, und öffnet nicht den Mnud!
Bürgermeister (<"!>>),
Tort sitzt der Köuig!
Venesch.
Wo?
Bürgermeister.
Tort auf den Ttuse»!
Benrsch.
Ei, Verta, sieh, dort sitzt der böse Köuig,
Ter dir so weh gcta», dn armes Kind!
Ei, sprich ciumal uud schmäl ihn tüchtig aus.
3agi arger Mann, ich fren' mich deines Leids,
Du hast's um mich verdient und meinen Vater,
Brnesch.
Ja, wirf ihn nur! o, daß es Nolche wnien!
Wirf, Vcrta, wirf! den argen, bösen Mann,
Noch Gott hat nusre Nach' ans sich genommen:
Gekniet hat er vor seinem ärgsten Feind!
Vor einem Manu, den er sonst wohl verachtet;
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515