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j lönig üttokars (i!lück und Lnde. 207
Herold.
Ncnnts, wie Ihr wollt, nur handelt, wie Ihr
müßt,
Kanzler.
Ich kaun Euch nichts versagen, nichts gewähren,
Ter >lönig, saqt nian, ist in Prag, er selbst
Kann nur ob Eurer Forderung entscheiden,
HcrulN,
So sührt niich denn zu ihm!
Kanzler.
Auch das nicht jetzt!
Er ist in Prag, doch Nnh'reo weiß man nicht,
Heruld,
Nun wohl, so stoßt denn il,r in die Trompeten,
Taß sich der Hall verbreite durch die Stadt
Und König Ottokarn verkündet werde,
Taß Voten da von seinem Lehenshcrrn.
Ottolar.
hier ist der König! Was verlangt Ihr?
Herold.
Herr!
?,''>in weigert mir die Freiheit dieser Uänner.
Ottokar.
Wer weigert?
HcrolV
Kanzler.
Nur, Herr, bis du genehmigt,
Ottolar.
Sie bürgten mir für ihres Landes Schulde
Ter Schuldbrief ist erlassen, nehmt das ^f
Zwar dort feh' ich ein Angesicht, das fast
Mich reuen machen könnte solch ein Wort.
3,'eN'nq dich, Merenberg! du bist keiu Geisel,
Ein übcrwicsener Verräter bist du,
Veibirg dich! denn im Innern kocht es auf
Und lechzt, zu kühlen sich iu deiucin Blnt!
Ottolar.
Was suust?
Hriol»,
Tie Räumung Ostreichs wird begehrt,
Ottolar.
Es ist geräumt!
Herold.
Nicht ganz. Ottolar.
Es soll geschehn!
Bedungen ward's im Frieden, und so sei's!
Wer sonst noch Fordrnng hat au VöhmenZ
Krouc,
Ich lad' ihn ans das Rathaus, wo der Pfalzgrnf
Zu Recht wird sitzen und die Lehn erteilen,
Vivat Rudolphus, römisch'dentscher Kaiser!
Kanzlei bleibt,)
Ottotal.
Sie folgen alle! Lassen mich allein!
Vist dn mein ganzer hos? — Ha, Ottokar!
verachtet von dem letzten meiner Diener,
Verhöhnt von meinem Weib, mit Recht ver»
höhnt.
Wie Wild gehetzt, von haus und Bett ver-
trieben!
hinausgcstrichcn aus der Fürsten Zahl,
Ein Nienstmaun dessen, der mir sonst ein Spott;
Und ungestraft, mein lachend, ziehn die Frechen,
Tie mich verraten, fort auö meiner haft.
horch!
!Mlin hurt in der Enlfernunc, den Herold leinen ?lu§lns
Ottolar.
Vivat Nudolphus? In der Hölle leb' er!
Ruf mir den Herold!
Kanzler,
Ach, mein gnäd'gcr 5lö'nig.'
Ottular.
Ruf mir den Herold oder zittre, Knecht!
War's besser nicht, zu sallen iu der Schlacht,
Eiu dunkler Nebel schwindet von der Stirn;
Ich hab' geträumt: wie kühle Morgenluft
z>ommt mir Erinnerung nnd läßt mich wachen!
Mit einem Heer zog ich an Nonaustrand
Und schlug ein Lager, so weit reicht die Tenk»
kraft;
Von da an Nacht! Was weiter dann geschehn,
Wie sie mich lockten in des Kaisers Zelt,
Nie dort — ha, Tod und Teufel! tötcu will ich
Nen letzten, der'Z mit angesehn!
Mich selber, wenn ich nicht verlöschen kaun
Tas Angedenken jener blut'gcn Schmach!
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515