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König Ottokars Glück und Ende, 203
Ein Wort zu reden, das mir nicht gefällt,
Sonst wollt' ich ihm ^ allein sagt ihm doch
lieber:
(5r möq' es tu,,, er i,,,',ie Trotz mir bieten,
?.>,'It eineni Heer mir flillen i» das Land!
Daß ich den Haß, den heißen Grinini mag
kühlen
Im Blut, das fl'iiie,,, Lerzen fließt zunächst!
^iiqt nur ',i,licb, ich !,>ui^ auf ilni geschmäht.
Der mir gestohlen, was mei» eigcu war,
Gelacht des 5Zerolds, den er mir gesandt,
Den Mann, den er beschützt, zum Tod ve»
dämmt —
Hrruld.
Das lönnt Ihr nicln!
Kraft dieses Briefs Ich kann eZ, denn es ist!
Hcrold.
Dttolar.
V^rdanimt sei dieser Brief!
Willst du mit Briefen mich und Worten mei»
steril?
Noch hab' ich Schwerter, noch ist mir ein Heer,
Das unbesiegt, du siegtest nur mit kanten!
Den Brief zerreiße, den du dir erschlichst.
Sieh her!
<Im Begriff, die »ilnndc zu zerreißen, hält er Plötzlich innc,)
Kanzler.
O Gott, was siunt er? Teurer, gnäd'gcr Herr!
Ottülar.
Nuft mir mein Weib, die Königin!
Vor aller Welt ward Ottokar beschimpft,
Vor aller Wett muß er auch rein sich wasche»!
Sie hat den gift'gen Stachel mir gesenkt
Wem, ich ihn auszieh', oder im Bemühn
Ihu drücke in das Innerste des Lebens!
Tie Königin lommt.
Königin.
Was ist?
Ottülllr.
Ihr habt mich, kurz erst, hart gescholten,
Daß ich, um Blut zu schonen, nachgeben
Und eingeräumt txin >laiscr Gut und Land,
Ich schalt' Euch noch!
Königin,
Lttokar.
3eltt liier iu meiner Han Den Brief, der an den Kaiser mich gebunden.
Zerreiß' ich ihn, ist auch das Band zerrifsen.
Das jetzt mich hält; frei bin ich wie znvor.
,Zerreiß' ich ihn?
Königin.
Kein Mut'ger zweifelt da!
Dttotar.
Doch hört! Anfs neue rast der Teufel Krieg;
Aufs neue dampft das Land von Nanch und
Blut.
Und eines Morgens, leicht kann es geschehn,
Vriugt man Ench auf der Bahre den Gemahl.
Königin.
An Eurem Sarge will ich lieber stehn.
Als mit Euch liegen, zugedeckt von Schande!
2o starl? Ein Tröpflein Milde täte wohl!
Königin.
Tolang Ihr Euch nicht von der Schmach gc-
Betretet nicht als Gatte mein Geinach.
Ottalar.
Äcibt noch: seht her! Der Brief, ei ist zerrissen!
»Er zerreißt den Brief,!
Die Ehre ganz, und auf der Iukuuft Tor;
Was draus erfolgt, wir wollen's beide tragen!
Gott gönn' Euch was von dem, was hier erwacht,
«auf feine Pr„ft,einend.
Und gebe mir die Kraft, die Ihr bewiesen!
KüniWi.
Nun erst Willkomm' ich (5uch!
So nicht! so uicht!
Ich sehe Blut an deinen weisieu Dingern,
Zukünft'ges Blut! Ich sag'- berühr mich uicht.
l>wtt hat das Weib aus weichem Tmi gemacht
Und: Milde zugenannt,' was bist denn du?
Wird mein Gedächtnis wach erst und erzählt,
Wie du den König, da er kam, empfingst,
Den Gatten, da er 'rüclgekchrt nach Haus ^
Geh fort! Ich fühle, daß sich mir die Tchkraft
schwächt,
Das ist eiu Zeichen, daß es Zeit, zu gehn.
Geh fort! Fort, sag' ich! Fort!
Otwkar
<zum Kanzler, den er angefaßt hatte».
Schein' ich dir hart? Sie war mir auch nicht
gütig!
Tas geht fo her uud hiu; Gott zieht die Nech«
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515