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König Ottokars Glück und Lndc, 219
Ottalln
Als Gott den Knin fragte, sagte der:
Mir hast du ihn zu hüten nicht gegeben!
Seyfrle».
Ich gab ihn dir, ich selbst, mein eigner Unsinn!
Und jcht steh' ich uor dir, in Stahl gekleidet,
Und sordr' ihn wieder: gib mir meinen Vater!
Ottukar.
Du weißt wohl, wo er ist,
Seyfrird.
Wohl weiß ich's: tot!
Ottolnr.
Er l>üß!e, wie Verräter!
Scyfried.
Er, Verräter?
'Welt'
U,n meinen Dienst beim Kaiser wußt' er nicht;
Ner Brief, den er mir gab, enthielt nur Bitten
Für dein verstoßnes Weib.
Ottolar.
So hat ihn Gott!
Seyfrieü.
Er hat ihn, ja! Empfiehl ihm deine Seele!
< Stürzt mit dcm Schwelte auf ihn los,!
Em erb erg.
Scyfried, was tust du?
Seyfried.
Sieh, er mahnt mit Necht!
Ter Kaiser hat verboten, dich zu töten
Mit Waffen? doch ich will, ein Basilisk,
Sieh her nach mir und höre: Merenbcrg!
Tcr Hölle Nnf dcreinstens: Mcrenbcrg!
Ottoün.
Gebt Naum, ich mnß zu niciGem Heer!
Seyfrlcd.
Du bleibst!
Tu ivarst inir Lehrer, warst mir Muster, ^ci
spiel, .
Ich habe dich geehrt, wie niemand sonst!
Tcr Erde Nuhm ging mir in dir zu Grabe,
Ter Erde Glück in meines Vaters Haupt.
Gib das Vertrauen mir auf Mcnsclien wieder,
Den Pater wieder, den ich selbst geliefert.
Ich selbst in deine Hand, Vorschneller Würger,
Komm, tut ihn noch einmal in seinen Zügen! Ottolar.
Schließ deinen Helm, dann sei des Kampfs gc»
währt,
Scyfrled.
Nicht also! Nein! Ficht, König, mit den Totcu!
Hei, tapfrer Ottokar, mit eins so feig?
citowis »»echt lommt zurück.
Knecht.
Herr Milota, zu Hilfe! Feinde! Feinde!
Seyfrlcd (zu i5„,^ i>«g),
Halt den zurück! Er muß fich mein erwehren!
Tnß ich dem Kaiser sagen möge: Herr,
Ich schlug ihn nicht, er selber fiel mich an,
Den Fall der Notwehr habt Ihr ausgenommen!
Knecht.
Herr Milota!
Emerberg.
Entweich!
Knecht.
Ach Gott! ach Gott!
!Vl fällt c>cti°!fen zu d.'s Nönigo Fuszcn,,
Ottolar
So fti's!
Ottalar.
he, Milota, hilf deincni König!
Seyfricd.
Freund oder Feind?
Miluta.
Nicht euer Feind, ihr Herren!
Geht hier der Weg nach Mähren?
Lttokar.
Milota!
Milutn.
Mein Bruder, Vcncsch Ticditz, las t^ Luck, grüßen;
Und Muhine Berta rast an seinem 2nrg,
Gebt Naum, ihr Herrn! Glück aus! ich stör' ench
nickt,
Ottolar.
Verläßt du mich, und kann ich dich nicht schelten?
Und doch war ich dein Herr, drum Schurke du,
auf ewig!
Gib dich! Seyfrled.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515