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Ein treuer Ticner seines Hcrrn, 23 l
Otto.
Ich nn'Iltc frülier schon dir alles nieldcn,
Doch dicse Herrn —
,^>i Bancl,a,!uz,>
Beliebt's Euch, Platz zn nehmen?
Wie, oder dünlt Ench ei» ^rmHergang besser
In freier Luft? Wir haben schönes Wetter,
Vancluinus.
Ich bleibe noch; ich bin noch nicht zn Ende,
Königin.
Wie alfo? Sprich!
5tta,
Nie Herren sind, die Frau'n bei ihm versammelt
Und biuden ihn mit tlcinen Gaben an,
Tem Feste zn bereiten noch ein 7v>'N
Die Meinung war, dich erst zu überraschen,
Noch liebst dn, weiß ich, Überraschung nicht,
Nrnm sieh, ach, und verzeih!
<Er hat die Ecitentüie «!<!« geöffnet, dic Königin sicht hinein.)
Königin,
Tu guter Brndor!
Otto.
Nun hier noch,
<Vl llatlcht in die Hände, die Lcitcntiire lin!« öffnet sich,!
Ncla.
Mutter! Mutter!
Königin
O, mein Kind!
«Ihrem Bruder die Hand drückend,!
Was soll ich fag>n?
Und so reich bescheukt! —
Habt Tanl, ihr ,Herrn, ihr edlcu Frauen, Tnnt,
Wir stünden tikscr noch iu eurer schuld,
Nicht der Vergeltung Pflicht auf sich genommen.
Nehmt teil denn an dem Feste, au den Freuden,
Tie er fiir uns, die er für euch ersann.
Es ist zwar noch am Tag- allein wir woll«:
Mit Lust den frcnd'gen Abend führen ein, —
Graf Iwan, Tan!! — Ei, Gräfin Erny, gönnt
Ihr
Nus auch einmal die schöne Gegenwart?
Wir rauben stündlich Euren Gatten Euch,
Und nicht zu seiner Freude, fürcht' ich fast,
Er findet uns zn schülerhaft, zu leicht,
!Zu Otto. hc>Ib,,»it,!
Tu arger Schalk! Tas Fest galt also niir?
Ich denk', du gabst dir's selbst nnd deinen
Wünschen, Ttt«.
Ihr zürnt doch nicht?
Äönissin.
Was Scherz ist, tadl' ich nicht,
?em eo bei 3a,i,^ , nno Tisch die siechte gönnt, —
Nicht so! — Nein, das Vcrbnndne laßt uus
Tes Gatten, des Geliebten Recht erlischt
Beim frohen Fest, da« Frcnide^ soll ucrbinden.
Ich selbst, da es der Königin nicht zicnit,
Im Scherz auch ciucn Mann als Freund zn
grüßen,
<zu Einn>
Erwähle, Gräfin, Euch mir zum Gefährten,
A'rnn nicht vielmehr zum Manne mich für Ench!
Gebt mir die Hand — die rechte!
Wanbt, ich lieb' Euch!
Mei» schönes Kind, ich lieb' Euch, weiß es Gott!
Wir tanzen nicht, wir wandeln durch die !^iü>-,
Mich von Ench ruft, so soll mein teurer Bruder
Vertreten meine Statt, Tann tanzt Ihr wohl
Ei» Echrittchen oder zwei, — Seid Ihr's zu-
V'hr!
Nun fort!
Königin
Was aber macheu wir niit Ench?
!WüI,ie,!d des Vorigen ist die Tür der Gnlcrie gronnrt
Teü «it»,chr,jten WUcn,!
Ver sind die Leute da?
Eu'r hoher Gatte
Empfing nm diese Ttnude die Suppüleu,
Bittschriften aller Ärt,
3ul's denn statt inir!
Ihr liebt die Feste nicht. Weis; Gott, ich fürchte,
Bleibt hier und hört, was jene dort begehren.
Hier ist ein Tisch, Papier nnd Fed^r liier.
Für eines jeden Unterhaltung sorg' ich,
Eu'r Wcibcheu soll indes Ench nicht vermissen;
So viel traut mir nnr zu! — Veliebt's, ihr
Herrn?
Vanctmnus
Nückt niir den Tisch ein wenig seitwärts, — So!
Tu läss'st die Lente uor. Tu übernimmst
Tie Schriften, die fic reichen, legst fie hiehcr.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515