Seite - 235 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I

Ein treuer Tiener se in^ Herrn. Er ist erdichtet, Von unr erdicktet: so >vie jener Streit, Der Euren Gatten iu dein Schloßhof hält. Ans mein Geheiß sich, auf mein Wort entspann. Ich wollt' Euch sprechen, und ich tu's, beim Bimmel! Es komme, was da will. Der Ort ist günstig, Das Fest hat ans der Nähe sich gezogen, In fernen Zimmern dampft das frohe Mahl; Wir sind allein, und doch — die Türen offen; Der kleinste N»f führt Zofen her und Diener, Ihr seid so sicher gegen jede Kühnheit, Otto. Anch das, hier ist mein Arm, Kommt mit zum Fest! Doch glaubt Ihr, mir dadurch Euch zu entzieh», So irrt Ihr, Gräfin, sehr, Ich kennt mich nicht. Doch wer mich kennt, der weiß': in Hofes Mitte, Am ofsncu Markt heiß' ich Euch Rede stehn !<icht mehr, als dies — ich hier Euch stellen wollte. Doch ist's Euch nicht genehm — gut, wir ver- schieben's, Einy, O Übermaß des sträflichsten Erkühncns! Dtto. Ihr seid 'was eitel, merk' ich, gute Gräfin, I ln glaubt mich wohl verliebt? Mag fein? — Vielleicht! Vielleicht anch uicht! Ich bin nicht so erregbar. Ein Menschenkenner bin ich, Mcnschenforscher, Zumal ans Frau'n geht meine Wißbegier, Die tausend Formen zu erspähn, die Krümmen, Iu denen sich das eins nud eine birgt! Das eine: Heuchelei, Pfui, feige Schwäche! Vin ich nicht gut, so wollt' ich's auch nicht Il,r adl-r scheinet Tauben, frmnme Tauben, Vrny, Das anzuhören, ziemt mir nicht. Otto O ja! Die eine läs;l sich tränen einem Greise, Mit grauem Bart und Haar, ein schlottrig Scheusal: Voll Lanncn, abgeschmackt, zum Tollhaus reif — Doch ehrt nnd liebt sie ihn. Lrny. Otto. Jungen, Minutenlang mit ihrem Nlick verweilt — Je, Ncngier! Ei, znm Sehn ward uns das Auge! Wie? — oder auch schon Menschenforscher!» ? Auflauernd der Entwicklung des Gcfchlechts, Lrny. Ich weiß, Ihr wollt belcid'gen und erniebcrn; Was sonst Ihr mciut, weiß »ud versteh' ich uicht, Otto. ^lir blicktet nie nach ander»: ei, ich weiß! Ihr wart auch jene nicht — wie, oder doch? — Die, als man ihr beim Tanz die Hand — Erny. Otto. Ihr lügt! Verteidigt uicht, bevor ma» uoch beschuldigt!^ Die, als man ihr beim Tanz die Hand gedrückt, Den Druck zurücke gab, — Ich fühlt' es, ja! Viny, So mögen diese Finger denn verdorren Und Feuer sie bestrafe», lohe Glut, Wenn absichtslos sie uud dein Willen fremd Ench andres kündeten, als Haß und Abscheu, Otto. Als Haß uud Abscheu, — Gnt! So gebt zurück deun Die haare, die Ihr stahlt von meinen haaren! Ich war nicht lang au diesen Hof gekommen. In Kleinod fie zu fassen und Gcschmeid, ,Un aber glaubtet Euch allein und stahlt Vom Puktisch Euch ei» Probchen, — War's nicht so? Vrny. O Gott! Mein Gott! Dtto. Das also wirkte! O Heuchelei, du nbschenwürd'ges Laster! Und doch in Euch so schön, wie all das Enre, O, alle Tugend gleicht ihr nicht au Nciz! <^r tnict,! Liny. Mein Priuz! — O glaubt! — Doch steht vom