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' in treuer Niencr seines 237
Verhüt'
Maq sein! Dock, lcedar nnr für Gott und für
die Brust,
Die es gedacht, obgleich sie's nicht geschrieben,—
Hier ist dein Vlatt, nimm es zurück,
Elny.
Ich nicht!
Bancban! Auf diesem Vlatt wollt' ich dem
Vllnclmnns.
Erny.
Uno kamst du nicht, ich tat's,
Vanclmnus.
Die Königin mag wohl in Sorgen sein
Ob jenes Ttreits, Ten Änogang meld' ich ihr,
Erny.
Und lässest du mich so allein? Vauebanus,
Willst du dein Weib nicht strafen und nicht
Blluclmmis.
Bestrafen? Hüten? Ei, sag du nur selbst:
Wie fang' ich's an? — Führ' ich dich tobend
heim.
Versperre dich ins innerste Gemach,
Mit Schloß und Niegel, uutcr Tor uud Gitter?
Vl'lflln'eil'' ich Stumme mir aus Mohrenland?
Verschnittne, die mein Weib allsehcnd hüten?
Und nmltto, die Tiebslaternc in der Hand,
Schleich' ich mich hin und forsche, ob's noch
schließt?
Die Ehre einer Frau ist eine eh'rne Mauer,
Wer die durchgräbt, der spaltet Quadern auch,
Erȟ.
O hart, zu hart, Bancban, mein Gatte!
Ich bin wohl alt gcnng, und du bist jung,
Was gibt ein Recht mir, also dich zn quälen?
Weil du's versprachst? (!i, was verspricht der
Mensch! —
Weil's so die Titte will? — Wer fragt nach
Sitte?
Wcnn nicht in deiner Brnst ein still Behagen,
Ter Mann ist gut, auf Nechttun steht sein Sinn,
Fühl' ich zu ihm Vertraun- — Wenn's so nicht
spricht,
Taun Gott mit dir nnd mit uns allen, Erny!
Erny.
Maun! Vater! Gatte! Vnnckanus.
Cr freit' ein junges Weib! — Er tänscht, mii,,
zwingt sie.
Sag, Erny, selbst: wardst du getäuscht? ge-
'1^'n wem? nnd wann? Als Ncmarct, dein
Vater,
Ter blüh'nden Tochter und des Jugendfreundes,
Dem Schutz dich anvertrauend eines Gatteu,
Wer zögerte, dein rasches Wm'l ;u ni'Innen?
Wer schob die heirat auf? Wer bat, beschwor
dich,
Dein Alter zu bedenken und das seine? —
Allein, du wolltest, uud er fügte sich.
Weiß Gott, wie gern! ^ Wenn's nun dich
reut —
Erny.
schwöre —
Was fällt dir ein? Tu knien vor mir und
schwüren?
Tein ^ort sei Ja! und Nein! Weißt du dich
schuldlos,
Tritt hin bor mich und sag: ich bin's! Hörst
du?
Ich bin's, bin schuldlos! — Und sieh mir ins
Auge! —
Nichts da! Den Nlick nicht auf den Boden! ,^ier,
Anf mich dein Äug'! — Ja, so, es schwimmt in
Tränen?!
— Mißhandeln, ssind! mißhandeln woW ich
nicht!
Und was du weißt, das flüstre leis ihm zu,
L^ wird dich hören, wie es dir verzeiht,
Erny,
Verzeih»? O bittres Wort!
Nu, Kind, wer weiß —
Vielleicht dich bitten selbst, daß du verzeihst,
Was Törichtes ich sprach. — Es ist mein Fehler,
Mein alter Fehler: stets der Mund voran!
Erny (°>,f«e>ichtit>.
Vancban! Vor allem wisse: kein Gedanke
Von Unrecht kam in meinen armen Sinn,
Nur daß — o Gott! Mein Gott!
Schämst du dich, ssind!
Das ist dir nütz! Scham dich an meiner Vrust!
^o recht, den Kopf im Winkel eingednckt,
Und so laß sprechen nno, — Du guter Gott!
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515