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Ei» treuer Diener seines Herrn. 261
lzu dcn «cil»mmel!e>!>,
Ihr aber lauscht und zeugt vor allem Land!
Hat dieses Mannes Schwester, seine Frau,
Euch Anlaß je gegeben, Grund und Ursach',
Sie zu verfolge» mit verbotncr Werbung?
Sie tat es nie. Otto.
Timo»,
Hat sie sich soust vergangen
An Elich »nd Enrer Schwester, sonst, und wie?
So, daß ihr Tod die Strnse des Vergehens?
Otto.
O, hört Ihr'Z? Niemals! Nie!
Ihr Innres weiß, so weiß als ihre Hand,
Und wer vollbrachte jene Tat des Vluts?
Wart Ihr'Z?
Otta.
Sie tat es selbst.
Timon.
Ott«. Tir zu entgehn?
Vancbllnus,
Nnn, Gott mit dir in deiner letzten Stunde!
Mein Kind! Mein Kind! Laßt mich, ich will
nach Hause!
Könlss.
Bancbanus, bleib! — Euch, Herzog, halt' ich
nicht!
Kehrt heim und merkt, wie man in diesem Land,
Glimmt noch ein Funke einer bessern Glut
In Eurer Vrust, so facht ihn sorglich an
Zieht hin mit Gott! Kein Flnch sei über Euch!
König,
Man geb' ihm das Geleit bis an die Grenze
Und sorge, daß kein Unfall ihu verletzt.
<Zu Bancbanus,!
Wie aber sull ich dir die Treue lohnen, Zum Teile nur vergelten, was du tatst,
Was du erlittst im Nienste deines Herrn?
Teiu Wort dein Worte deines Königs gleich.
Und so ernenn' ich dich —-
Vaxrblnnis.
halt ein, o Herr!
3nß ruhig sein mich, harren! — Mich belohnen?
Tarf ich doch frei den «mnmer wieder tragen,
Tie Antwort lesen, ach! in jedes Auge:
Unschuldig war sie nnd gerecht, Ei, Lohus ge-
nug!
Ter Glanz, womit du deinen Tiener schmücktest,
Er hat als unheilvoll sich mir bewährt,
Gebcut nicht, daß aufs nen' ich Gott versuche!
Mcin Arm wird schwach, dies Hnnpt neigt sich
,',ur Nnh',
Und so entkleid' ich denn, mit deinem Urlaub,
Mich all der Würden, Ämter nud Gewalt,
Tie deine Huld an deinen Knecht verschwendet;
Tich bittend, daß dn gnädig nur vergönnst,
Auf meiner Väter Schloß, bei meinem Weib,
Bis zwei der Leichen liegen in der Gruft,
Wenn dcss' dir Butschaft wird, und eine Träne,
Braucht andre Grabschrift nicht, noch güldne
Zeichen,
Und wenn du ja in deinem hohen ^inn
Ach, so erlaub', daß jenes edle Kind,
Für dessen heil ich auch mein Schcrflcin bot,
Laß ich sein Händlciu drück' an meinen Mund,
Mich überzeugend, daß es lebt und atmet,
Glück auf! Glück auf! Tu hohes Fürstenkind,
Bestimmt, dereinst zn herrschen hier im Lande!
Ein alter Mann, der lang dann nicht mehr ist,
Er heißt willkommen dich und ruft dir ^n:
Sei mild, du Fürstenkind, und sei gerecht!
Bezähm' dich selbst, nnr wer sich selbst bezähmt.
Mag des Gesetzes scharfe Zügel lenken.
Laß dir den Menschen Mensch sein, und deu
Tiener
Acht als ein Spargut für die Zeit der Not,
Gedenk als Mann der Zeit, da du ein Kind
Und hilflos lagst in cincs Mörders Armen,
Wie da der Anfruhr an die Pforten pochte,
Und jeder Nat uud jede Hilfe fcru i
Ta tat ein alter Mann, was er vermochte.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515