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es Meeres und der Liebe Wellen. 267
Nicht gleicheu^iuns mit deinem Gatten kamst du,
Nn führtest gar die Tochter mit dir heim
Aus ihres Glückes sturmdeschützter Nuh
Ist's also? Ist es wahr? Tprich nein, o Mutter!
Mutter,
Kind, ich bin alt und bin allein,
Hcro.
Allein?
Dir ist dein Gatte ja; zwar er —! Ein reiches
Tann — gute Götter! — so vergaß ich denn
Tas Beste bis zuletzt! Dir ist mein Bruder;
breit
Und gibt dir Eukel mit der Väter Namen,
Mutter.
Dein Vrnder, Kind -
Vater
Greif herzhaft imnier zu!
Mutter,
Dein Vruder, Kind, ist nicht mehr unter uns,
hcro.
Wie? Nicht?
Mutter.
Den Eltern doppelt schwer, verließ er uns,
Verließ die Braut, die sein in Tränen dachte,
Und zog dahin mit gleichgesinnten Männern
Zu Schiff, zu Notz? Wer weiß? wer kann es
wissen?
Hera,
So ist er nicht mehr da? Nnn doppelt gerne
Kehrt" ich mit dir nach Haus, seit kund mir
solches!
Von gleichem Sinn und störrisch wildem Wesen;
Das ehrne Vand der Roheit um die Stirn,
Je minder denkend, um so hcft'gcr wollend,
Ins stille Neich geordneter !>>edau!e,i,
Wo die Entschlüsse keimen, wachsen, reifen
.hinein zu greifen da und zu zerstören,
>?ier ;n eutwurzelu, dort zu treiben, fördern
Mit blindem Sinn nnd ungeschlachter Hand,
Vielleicht wohl gar — ?
Mnttcr,
Was soll ich dir's verhehlen!
Das Weib ist glücklich nur au Gatttnhand. Hll«.
Das darfst du sagen, ohne zu erröten?
Des Herleu, deiues Gatten? darfst nicht reden,
Wußt jchweia^u, flüsteru, ob du gleich im Recht?
Ob du die Weisre gleich, stillwaltend Beßre?
Und wagst, zu sprechen mir ein solches Wort,?
Vater
Die Mütter flattert auf!
Mutter.
O wehe, weh!
Sie haben mir mein frommes Kind entwendet,
Sie achtlos hört der Nahverwandten Worte!
Hero
Ich aber will mit heiterm Sinne wandeln
Hier an der Gottin Altar, meiner Frau;
Das Ncchte tun, nicht weil man mir's befahl,
^eiu, weil es recht, weil ich es so erkannt;
Und niemand soll mir's rauben uud entziehn,
lmit starker Betonung)
Wahrhaftig!
Der Tllllve,
<ber im Hintergrunde, auf einem Echen,.-! stehend, den Vn!ch
Ah!
Was ist?
Mutter.
So siehst du nicht?
Unschuldig fromme Vögel stören fie
Das Kind auch von der Mutter, .Herz von Herzen,
Und habeu des ihr Spiel. O, weh mir, weh!
Heio.
Du zitterst, du bist bleich.
Mutter.
O, seh' ich doch
Mein eignes Los.
Priester
dem oben die brütende 3aul>e sichtbar !st>.
Geh NUN und trag es fort,
Hcro.
Halt du, und setz es ab, Wenn's jene kräukt.
Gib, sag' ich!
Armes Tier, was zitterst dn?
Sieh, Mutter, es ist heil.
Vist du erschrocken?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515