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208 Meeres und dcr Liebe Wellen,
!Lic l?tz! üch auf dc» Clufcn dor Vlldiliule Ii„N im Vor-
Priester <z>m> in-»«,.
Was ist? Vefahl ich nicht — ?
Priester <z» >hi <lctc»t,>,
Vist dn so neu im ?ieust,
Naß du nicht weißt, was Brauches yier und
Sitte?
Mutter
Plicstcr
Was lamst dn her, zu stören diese Stunde?
Uud staunst ob dein, was du doch laugst gewußt,
Ter heil'gen Ordnnng dieses Gölte» banses?
«ein Vogel baut beim Teiupel hier sein Nest,
Nicht girren ungestraft im ,^ain die Taubeu^
Nie Ziebe kriecht um Illmeu nicht hinan,
All, >vas sich paart, bleibt ferne diesen, >.vinse,
Und jene dort fügt heut sich gleichein ,^'os.
Priester,
Scheint dir das schwer, nnd zitterst du darob?
Was ivillst dn? soll sie heun? itl'nun hier uud
Was braucht die Göttin dein und deines >liuds?
Nicht ehrt man hier die ivd'sche Aplnodite,
Nie Meusch an Menschen knüpft wie, Tier a»
Tier,
Tie 5>immlische, dem Meercsfchaum entstiegen,
Einend den Sinn, allein die Tiuuo nicht,
Ner Eintracht alles Wesens hohe Mutter,
Geschlechtlos, weil sie selber das Geschlecht,
lind himmlisch, weil sie stammt Uom hiinmcl
oben.
Was brancht die Göttin dein und deines Kinds?
In dcr du selbst, dir selbst zur Qual, dich ab-
Sic s«i die Magd des Knechtes, der sie freit,
Statt hier auf lichter Bahn, nach eigne,,, ^iel,
Nie eiuz'ge sie des dürftigen Geschlechts,
Ein Selbst zn sein, ein Wesen, eiue Welt,
Allein, du willst es, sie ist frei, hier nimm sie!
Bist dn die Mntter doch. Tu, 5?ero, folge!
Nie Torheit ruft: folg ihr als Meujch, als Weib,
Heia
<c»,lstek,cnb, zur Icmbc,,
Na gilt es denn zn reden, kleines Ning! 2n nimm's und trag es hin und gib ihm ,^ >>i
hcit,
Tie Freiheit, wie das Tier sie leiuit »nd lviinscltt,
2u aber, Ohm, fchilt meine Mutter nul,t,
Nenn fromiu ist ilne Meinung, nnd sie liebt niich,
Uus audre las, nur sllül>eigeu, stille, (^utc!
.^at er doch recht und tat nur, was ihm Pflicht.
Ich soll mit dir? Bleib dn bei mir! O Mntler,
Wenn dich die Temen quäle,,, tomm ',u inir.
,v>icr ist lein «lieg, lnei, scl'lägt >uan teiue
Tie Göttin grollet nicht, und dieser Tempel
Lieht immerdar mich au mit gleise,,, Vlia.
^'„ust du das Glück des stille,, ^elbstb.,,
,ycut, stolz im Eiegersänitt, nnd !l.',nn,t der
Morgeu,
Einförmig still, den Wasserlrug zur ,v>and,
Vcschäftigt, wie bisher, an den Altären,
Und fort^so, Tag n,n ?ag Willst dn, so komm!
Allein, sie will, — 3ic lächelt, — Cicyst dn,
Ohm?
<Ha>!>l,uit,>
l '^ib nur das Zeiche» uuu!
?u aber folge,
Nie Zeit verrinnt, man rüstet schuu das Fest.
!Im Gehen, !6ndc!>id,>
llud siehst du erst den ^chinuck, die reichen
,l>er,
llud was ninn all mir 5>'rrliches bereitet,
Tu sollst wohl selbst —
Und eile inir ein weuig!
V,tter,
Nun, Vrudcr, aber rasch —
Priester
Rasch? uud warum?
Was lange daueru soll, sei laug erwogeu i
Wußt' ich fie schiuach, noch jetzt entlieh' ich sie.
Allein, bedenk —! Vater.
Priester,
Zugleich bedenk' ich wirklich,
Tas; heilsam feste Nötigung dcr Abschluß
Von jedem irdifch Wanten, wirren Tuu,
Tu wähltest ewig unter Möglichleiten,
Wär' nicht die Wirklichkeit als Grenzstein hin»
gefetzt.
Nie freie Wahl ist schwacher Toren Tpielzeng;
Ter Tücht'ge sieht in jedem Soll ein "
Und Zwang, als erste Pflicht, ist ihm die Wahr»
heit,
Tas Fest beginnt.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515