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TcZ Meeres und
Denn wie sie ihn befiel, beim Fest, in eurem
Tempel,
Verläßt sie ihn auch nur am selben Ort.
Her».
Beim heiit'gcn Fest?
Naulleios.
Bcim Fest. Aus deinen Augen,
Hero.
Meint ihr es also? und crtühnt euch des?
Noch wußt' ich's ja: srech ist der Menge Sinn
Und chrfuichtslos und ohne Scheu und Sitte,
Ich geh', und dienstbar nahe Männer send' ich
Euch sagen werden, daß ihr euch vergingt,
Naulleros.
Nicht also geh! Betracht ihn erst, den Jüngling,
Den du so schwer mit harten Worten schiltst,
Leander
O, bleib!
her«.
Nu bist derselbe, seh' ich wohl,
Der heut beim ivest an Hymens Altar kniete,
Noch schienst du damals littig mir uud sromm;
Mir tut es leid, daß ich dich anders finde.
Leander
O, anders nicht! O, bleib!
Hera
Was will ei denn?
Naullcros.
Ich sagt' es ja, er hängt an deinem Vlick,
Und Tod uud Leben sind ihm deine Worte,
Hero.
Mi hast dich schlimm beraten, guter Jüngling,
Ich aber bin der Göttin Priesterin,
Und, chclos zu sein, heißt mein Gelübd',
Auch nicht gefahrlos ist's, um mich zu frein;
Dem drohet Tod, der des fich unterwundcn,
Trum laßt mir nieinen Krug und geht nur fort;
Mich follt' es reun, wenn Übles ihr erführt,
Leander.
Nun denn, so fcnkt in Meergrund mich hinab!
Her«.
Tu armer Mann, du dauerst mich, wie sehr!
Naulleras.
Bei Mitleid nicht, o Priest rin, bleibe stehn!
Sei hilfreich ihm, dem Jüngling, der dich liebt. Hrro.
Was kann ich tnn? Du weißt ja alle-? nn».
So gib ein Wort ilnn mind'stt'nö, das ihn heilt
>!l,'n,!!i I),^r! ?>e ^iischc halten ab des Spähers
Auge,
c^k, seke dir in Tchatten deinen Mug,
lind so komm her und i^'iiii nns nur ein Wort,
Willst du nicht >!^>i hu'l'V
Es ziemt sich nicht,
Naulleros.
5n's an>? Erbarmen mit des Jünglings Leiden!
5.Vro <z» Lc»„dcr>.
So seh dich anch,
Naullcros.
Ja, hier. Und d» znr Seite,
«Leander sitz! in der Mitte, den Leib °n einen Vnu,!«»„!,„
Ich sagt' es schon und wiederhol' es nun:
Niemand, drr lebt, begehr, um mich zu werben,
Doch hent llcrjprach ich'^, und ich halt' es auch.
<Zu Lem,dcr,>
Virg nicht das Nug' in deine Hand, o Jüngling!
Nein, frischen Mutes geh aus dicfem Hain;
Gönn einem andern Ucibe deinen Vlick
Und freu dich dessen, was uns hier versagt.
Leander l°l,i,piinücn>>>.
So möge denn die Erde mich verschlingen,
Sich mir verschließen all, was schön und gut,
Wenn je ein andres Weib und ihre Liebe —!
öero
<die auch ausgcstandcn ist, zu Naukleio«),
Tag ihm, er soll es nicht. Was nützt es ihm?
Was nützt es mir? Wer mag sich selber quälen?
Lr ist so schön, so jugendlich, so gut,
Ich gönn' ihm jede Frcnde, jedes Glück;
Er kehre heim —
Leander.
Ich heim? hier, will ich wurzeln,
Mit diesen Päünicn stelln Tag nnd Nacht
Und immer schann nach jenes Tempels Zinnen,
Hcro.
Tes Ortes Wachter fangen, fchäd'gen ihn;
Sag ihm's!
Und, guter Iüugling, lehrst du I)ci,,i,
So laß des Lebens Müh und buntes Treuen
So viel verwischen dir, als allzu viel,
2as andere bewahr! So will ich auch.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515