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cs Meeres und der Liebe Wellen. 279
Hcro.
T^-iii Haar ist naß,
Und naß ist dein Gewand, Du zitterst auch,
Leander.
Tuch zittr' ich nicht vor Frost; mich schlittert
Glnt.
Hcr«.
Laß das und bleib! Ruh dich ein Weilchen aus,
Denn bald, und du mußt fort, So war'B mein
Licht,
Die Lampe, die dir Richtung gab und Ziel?
Tu mahnst mich recht, sie künftig zu verbergen,
Leander.
O, tu es nicht! O, Herrin, tu es nicht!
Ich will ja nicht mehr kommen, wenn du zürnst,
Noch dieser Lampe Schein versag mir nicht!
Als diese Nacht ich schlaflos stieg vom Lager
Ta lag das Meer vor mir niit seinen «üst^'n,
Ein schwarzer Teppich, ungeteilt, zu schaun,
Wie eingehüllt in Trauer und in Gram,
Schon gab ich mich dem wilden Zuge hin;
Zu goldnen Fäden tausendfach gesponnen,
Umzog der Schein, ein Netz, dic trübe Welt,
Milcht halten wollt' es mehr in seincn Vanten;
Ans Ufer eilt' ich, stürzte mich ius Meer,
So kam ich her, erreichte diese Küste,
Ich will nicht wiederkommen, wenn du zürnst,
Doch raube nicht den Stern mir meiner Hoff-
nung,
Verhülle nicht den Trost mir dieses Lichts,
Hcro.
Du guter Jüngling, halt mich nicht für hart,
Doch kann's nicht fein, ich fagt' es dir ja schon.
Ich bin verlobt zu einem strengen Dienst,
Und liebeleer heischt man die Priestcrin,
Ehgcstcrn, wenn dn kamst, war ich »och frei;
Nun ist's zu fpät, Trum geh und kehr nicht
wiedcr.
Leander.
Man nennt ja mild die Sitten deines Volks,
Sind sie so streng und drohen sie so viel?
Hei«.
Die Meder und die Baktrer fern im Osten,
Sie töten jene, die, der Sonne Priest^ui,
?.>lciu Volk, nicht also mordbegicr'gen Sinns,
EZ schonet zwar das Leben der Verirrten,
Allein stößt aus sie uud verachtet sie. Zugleich ihr ganzes haus und all die Ihre»,
Das kann nicht fein mit Hero, fühlst du wohl,
Trum also geh und trage, was du mußt,
Lcandcr.
Eo soll ich fort?
Hera.
Du sollst; doch nicht denselben Pfad,
Tcr dich hierher geführt, ei scheint gefährlich.
Durch jene Pforte geh und folg dem Gang,
Der dich ins Freie führt.
Denn — Horch! Bei aller Götter Namen!
Ich höre Tritte hierwärts durch den Gang.
Man kommt! Sie nahn! Unsel'ge Stunde! Weh!
Leander,
Hcro.
Betratst du mein Gemach?
Hier bleib! Hast du's gewagt, laß sie dich finden,
stirb!
Ich selber will hinein,
Leander.
Sie nahe».
<>iach dei Eettenlür hin zeigend!.
Hier!
Geh nur hinein! Und nimm die Lampe mit!
Laß es hier dunkel sein! Hörst du? Nur schnellt
Allein, nicht vorwärts dring, bleib nah der Tür!
Schnell, sag' ich, schnell!
Leander.
Du aber — ?
Hero.
Still und fort!
türe »b. Das Gemach ist'dunlel,!
Nun! Götter, waltet ihr in eurer Milde!
<Tie !enlt sich m den Stuhl, mit halbem Leibe sitzend, l»,
«elehnt,!
Wächter.
Ist hier noch jemand wach?
Ianthe.
Du siehst ja, alles dunkel.
Doch sah ich Licht. Wachter.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515