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304 Ter Traum, cin
Neu Osmin als 5>crrn genannt,
War, wie Ihr, des Torfes Sohn,
Jetzt von Macht und Glanz umgüldet!
Aus dem Glück die Männer bildet
Für den Purpur, für den Thron.
Nustan.
O, es man, wohl herrlich sein,
So zu stt'in'n ni der ^-e>!
Voll erhellter, lichter Hügel,
Alte Heldenlieder tönen,
lind vor sich die weite Lbne,
Lichtbestrahlt und reich geschmückt.
Nie zu winken scheint, zu rufen:
Starter, nimm dich an der Schwachen!
Kühner, wage! Wagen siegt!
Wn>? du nimmst, ist dir gegeben!
An die volle Vrust es drücken.
An sich und doch unter sich:
Wie ein Gott, an leisen Fäden
Trotzende Gewalten Iculcn,
Nings zu sammeln alle Quellen,
Die, vergessen, einsam murmeln,
Und iu stolzer Liniguug,
Neidcnswertcs Glück der Größe!
Welle tomnit und Welle geht,
Noch der <:trom allein besteht.
Recht! Ter ^trom allein besteht.
Nustnn,
Meines Vaters Vater auch,
Und so fort durch alle Grade,
Ihr Blut pocht iu diesen Adern,
Ihre Kraft stählt diese Faust,
Und ich soll hier müßig träumen,
Schauen, wie sich jedermann
Lorbecrn pflückt uom Feld der Vhrc,
Früchte bricht vom Lebcnsbaum,
Und mich felbst znr Nnl/ verdammen?
Ihr sollt nicht! beim Himmel, nicht!
Wenn Ihr wollt, ei, Herr, so handelt!
Ja, wenn die da drin nicht wären!
Nieser Oheim, diese Muhme
Hängen Euch wie schwere Fesseln —
Nustan.
Laß un? von Wa5 anderm sprechen! Zanna.
Seht Ihr?
Da kommt <3ucr weiches Herz,
O, daß ich '^nch diansien I,ät!l-,
3i>iiis^'n ans dem dumpfen Tale,
Aus den Hohen, aus den Gipfeln,
In der u,!cv,m's',n^n Welt!
Hort nnr erst Trompeten tlingeu.
lind es soll Cuch Krast durchdring^n,
Wie sie diese Adern füllt.
Ging im Kopf mir hin und her,
War das Herz mir zentnerschwer;
AIs es hieß: dem Feind entgegen!
Schlug's da drin mit harten Schlägen,
Und die Nacht
Vor der Schlacht
Ward mir's Ilar mit einenumil,
d>a! da standen beide Heere,
Zahllos, wie der Sand am Meere,
Still und stumm
Weit Hinuni,
Düster, wie das Nebelgrauen,
Und als jetzt der Nebel wich,
Zeigte Noß und Neiter sich.
Na fühlt' ich mein herz sich wandeln.
Jeder Zweifel war besiegt;
Klar ward's, daß im Tun und Handel»,
Und als nun erschallt das Zeichen,
Beide Heere sich erreiche,!,
Brust an Brust,
Götterlust!
Herüber, hinüber,
Icht Feinde, jetzt Brüder
Streckt der Mordstrahl nieder;
Empfangen und geben
H^n Tod und das Leben
Im wechselnden Tausch,
Wild tanmelnd im Nansch.
Nie Lüfte erschüttert,
Nie Lide zittert
Von Pfcrdegestampf,
Lant toset dcr Kampf!
Nie Gegner, sie Wanten,
Nie Gegner, sie weichen,
Nen Fliehenden nach,
Ub:r Freundes und Feindes Leichen.
Jetzt auf weitem Feld
Ner Würger halt,
Überschaut die gefallenen Ahlen,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515