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320 Der Traum, cin Loben,
Vleibt nur hier und harrt der Tinge,
Ich will 'mal sie prüfcu gehn,
Nuftn».
Folg' ich ihm? — benutz' ich eilend
Nie Gelegenheit der Flucht?
Schändlich! Niedrig! Greulich! Greulich!
Nicht, daß ich den Manu erschlug!
hab' ich ihm den 3ud ge^rbeu,
War's verteidigend mein ^.V^-u,
War's, weil jener Brücke Pfad,
War's, weil er mit gift'gem Holm
Lauernd seiue Tat ucrsteckle
Und die Haud erst »ach dem Lohn,
Ncm bereits gegebnen, streckten
War es, weil — mus; ich >> denn sagen, —
Er und ich zwei Häupter tragen
Es geschah. Allein, wenu unltt,
Stand', genüber seiner Tücke,
Jetzt ich auf der Scbauerbrücke,
Es geschahe jetzt wie da,
Noch, daß nach durchfochtucm Virieg,
Na niciu Stern zuni Scheitel stieg,
Ich, verklagt, soll Antwort geben
Ubcr cin so niedrig Leben,
Tafiii tröstet mich kein Sieg,
O, hätt' ich — o hätt' ich nimmer
Nich verlassen, heimisch Nach,
Und den Taumelpfad betreten,
hätt' ich nie des Äußern Schimmer
Mit des Innern Wert bezahlt
Fern auf Ncbclgrnud gemalt!
Wär' ich heimisch dort geblieben.
Wo eiu Nichter noch dno
Wo kciü Trachten ohne Lieben,
Kein Versagen ohne Schmerz!
Ha, und doch! Zurück es lassen,
Was niir anbeut das Geschick?
Niese Stadt mit lauten Gassen,
Eines Reiches fürstlich Glück^
Wonach heiß mein Wunsch getrachtet,
Leibhaft, wirtlich schau' ich's au.
Mich cin gaukelhafter Wnh»?
Standen nicht der Vorzeit Melden
Oft auf gleicher Iweifelbalm?
„Tu's!" ließ Geist uud Mut sich hören;
„Tu's nicht!" rief das herz sie an.
Und sie ließen sich betöre»,
Oder taten's, uud wir schwören
Nun bei dem, was sie getan.
Ich will harren, ich will bleiben.
Gähnte weit des Todes Schluud; llnd wcr's wagt, inick, zu vertreiben —
stehenden Mcnlcwn d,,d>>„, wird Z >> u l! a l,chtd>,r,)
Ianga! Zauga! Nujtll».
Fort, dn Hczc!
Tic Ältr,
Laß mich, laß mich!
Tie A!tc.
^oser Tn'M'r!
Sorgst du nicht lini deinen Herrn?
Nlijta».
Was ist das?
Weiß ich es selber?
kennt's ein Mittel, nennt's Arznei.
Tie Alte.
Wohl Arznei! Nu böser Tiener!
Nimm es nur, gib's deiuem Herrn,
Laß mich, laß!
Nustan,
Wer seudct sie?
Die Altc.
Ich mich selbst, mei» schöner ,herr.
Du bist krank; sieh, das erfuhr ich,
Nustlln.
Krank?
Tie Ältl.
Ei, Sohn, bedenklich krank!
Wie glimmt wild dein dunkles Äuge,
Wie zuckt gichterisch der Mimd'
Gib die Hand mir, reich den Ärm,
Und ich deute dir dein Fieber.
Nustan.
Laß!
Tic Alte.
Wohl kraut, ansteckend Irauk!
Einer starb schou, der dir nabte,
Nrcucheu liegt er auf dein Tand,
Und der König fürchtet auch wohl,
Naß dein Übel ihn ergreife;
Darum harrt er, weilt mit Vorsatz,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515