Seite - 357 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I

dem, der lügt! 357 Komm, komm! Hanslierwalter. lEi laU il,n an,, Leon. Herr, ich entwisch' Cnch doch. Zeit zu Zeit schre ^ Gregor. Nein Wort soll aber sein: Ja, ja: nein, nein. Nenn, was die menschliche Natur auch Vöses kennt, Verkehrtes, Schlimmes, Abscheuwürdiges, Nas schlimmste ist das falsche Wort, die Lüge, Wär' nur der Mensch erst wahr, er wär' auch gut. Wie lönnte Sünde irgend doch bcstehn, Wenn sie nicht lügen löuute, täuschen? erstcus sich, Alsdann die Welt, dann Gott, ging' es nnr an, Gäb's einen Bösewicl)t, müßt' er sich sagen, So oft er nnr allein: dn bist ein Schürt! Wer hielt' sie aus, die eigene Verachtung? Allein die Lügen in Uerschiedncm Kleid: Als Eitelkeit, als Stolz, als falsche Scham, Als innre Neigung und als hoh'r Sinn, Als guter Zweck bei etwa schlimmen Mitteln, Nie hüllen unsrer Schlechthcit Antlitz ein Und stellen sich geschäftig Uor, wenn sich Ter Mensch beschaut in des Gewissens Spiegel, Nun erst die wissentliche Lüge! Wer hielt' sie für möglich, wär' sie wirtlich nicht? Was, Mensch, zerstörst du deines SchöpfcrsWclt? Was sagst du, es sei nicht, da es doch ist, Und wiederum, es sei, da es doch nie gewesen? Zuletzt noch: Freuudschaft, Liebe, Mitgefühl Und all die schönen Vaude unsres Lebens, Woran sind sie geknüpft, als an das wahre Wort? Wahr ist die ganze kreisende Natur! Wahr ist der Wolf, der brüllt, eh' er verschlingt. Wahr ist die Flamme, die Uon fern schon sengt, Die Wasserflut, die heulend Wirbel schlägt: Was bist denn du, der du dem Bruder lügst, Ten Freund betrügst, dein Nächstes hintergehst? Nu bist tein Ticr, d.'un das ist wahr; Kein Wolf, lein Trach', kein Stein, kein Schier» lingögift: Ein Teufel bist du; der allein ist Lügner, Trnm laßt uns wahr sein, vielgeliebte Brüder, Und euer Wort sei: Ja und uciu auf immer. So züchtig' ich mich selbst für meinen Stolz, Mich jüngst gefragt, ob etwas ich bedürfe, Und hätt' ich Lösung mir erbeten für mein Kind, Noch weil ich zürnte, freilich guten Grnuds, Versetzt' ich: Herr, nicht ich bedarf dein Gut, Nen Schmeichlern gib's, die sonst dein Land bestchlcn. Na wandt' er sich im Grimme uon mir ab, Und fort in Ketten schmachlet Atalns, lEi setzt sich erschöpft lluf eine Najenbanl,! Leon. Hat's Müh' gebraucht, dein Allen zu entkommen! Na sitzt der Herr, daß Gott! mit bloßem Haupt. Erst ißt er nicht, dann in die Frühlingslnst, Tie ranh und kalt; noch nüchtern, wie er ist. Er bringt sich selbst ums Leben, Ja, weiß Gott! Blieb' ich in seinem Nienst, ich kauft' 'ne Müh' Und würf' sie ihm in Weg, daß er sie fände lind sich das Haupt bedeckte; denn er selbst. Er gönnt sich's nicht. Pfui alle Knauserei! Er sieht mich nicht. Ich red' ihn an. sonst lehrt Herr Sigrid wieder, und es ist vorbei, Ehrwürd'ger Herr! Gregor. Nufst du, mein Atalus? Leon. Ich! Herr! Gregor. Wer bist du? Lcan. Vi, Leon bin ich, Leon, der Küchenjunge, oder gar wohl Leon, der Koch, will's Gott, Gregor lst°ri, Jawohl, wenn Gott will. Tenn will er nicht, so liegst du tut, ein Nichts, Leon. Ei, habt Ihr mich erschreckt! Gregor. Was willst du? Leon. Herr — Gregor. Wo ist die Schürze und dein Messer, Koch? Und wcs ist das, so Uur mir liegt im Sand? Leon. Nas ist mein Messer, meine Schürze, Herr, Gregor. Weshalb am Boden? Leo». Herr, ich warf's im Zorn Von mir. Gregor. hast du's im Zorn von dir gelegt, So nimm's in Sanftmut wieder anf,