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Weh dein, dci lügt 361
Lco».
Ach, das ist klägüch! Was ha^t Ihr gen,acht?
Ich bin nuu auch in Haft, geplagt, geschlagen,
,^m,n ,n,n,ner vn>,n, nicht essen, trinken, schlafen,
So lang das znrte Hcrrlein Luch entwandt.
Bei Trier, sagt Ihr, liegt er; war's nicht fo?
Jawohl, Gregor.
Wie, Herr, wenn eins zum feinde ginge,
Statt Atnlus sich stellte dem Verhaft?
Gregor.
Zu Geiseln wählt man mächt'ger Lente Kinder ^
Leon bürgt kanin für sich, U'i^ d^n,, für andre?
Leon.
5>ni, das l'c>in'iit sich, — Toch, lvenn Atalus
Ersah' den Vorteil, seiner Haft entspränge? —
Gregor.
Er möcht' es ohne Sünde, denn der Krieg
Zählt ihrer Bürgschaft los des Friedens Geiseln,
Und nur mit Unrecht hält man ihn zurück.
Allein, wie tonnt' ein Jüngling, weich erzogen,
Vielleicht i>i weich, in solcher Not sich helsen,
Dnrch U'üste steppen wandern, Feinden trotzen,
Der Not, dein Mangel? — Atalus kann's nicht,
Leon.
Doch wenn ein tücht'gcr Vursch zur Seit' ihm
stände,
b',n Bnrsch wie ich, in Not den Arm ihn reichte,
Enil»s',l niich Eures Ticusts!
Gregor.
Was sinnest du?
Ich geh' nach Trier, Leon.
Gregor.
Du?
Leon.
Bring
Gregor.
Tunkt dir zu scherzen Zeit?
Leon. ' Ench
ergeb' den Neffen,
Euch's Gott!
Ich scherzte nicht, orum sollt auch Ihr nicht
scherzen.
In vollem Lrnst, ich stell' Ench Euren Sohn,
Gregor.
Und wenn du's wolltest, wenn du's unternähmst,
Ins Haus des Feinds dich schlichest, ihn betrögst,
Vlißlnanchtcst das Vertraun, das Mensch dem
Menschen gönnt. Mit Lügen meinen Atnlns befreitest:
Ich würd' ihn vun mir stuszcn, rück ihn senden
Iu neuer Haft, ihm fluchen, ihm und dir,
Leon,
Topp! Dcrr, auf die Bedingung, — Aber seht,
Wenn ni lit ein l'istcheu Lug uns helfen soll.
Was hilft denn fo,,st?
Gregor lst°r<),
Gott! Mein, dein, aller Gott!
O weh, Herr! Leon
Was? Gregor.
Leon.
Ls blitzte.
Gregor,
Wo?
Lcun.
Mir schicn'Z so.
Gregor.
Im Innern hat des Guten Geist geleuchtet,
Ter Geist des Argen fiel uor seinem Blitz,
Was dir in diesem Augenblicke recht erscheint,
TaZ tu uud sei dir selber treu und Gott.
Weh dem, der lügt!
Leon
So gebt Ihr mir Vergünst'gung?
Gregor.
Tu, was dir Gott gebeut, vertrau auf ihn!
Vertraue, wie ich's nicht getan, ich nicht;
Ich schwacher Zünder nicht.
Hier, nimm den Schlüssel
Zum Säckel, der in meiner Truhe liegt,
<Ei zieht ihn aus dci Brust und will ihn Leon «eben, »ibt
ist und sich damit cntfernt,»
Er hält zehn Pfnnd, des Neffen Lösegcld,
Nas ich gespart, den Tnrbenden entzogen,
Vom Golde hoffend, was nur Gott vermag,
Vcrteil's den Armen, hilf damit den Kranken!
Neu Hirten setzt mau nm der Herde willen,
Der Nutzen ist des Herrn, Leb wohl, mein
Sohn,
Den Winzer ruft der Herr in seinen Garten;
Die Glocke tönt, nud meiue Schafe warten,
Leon steht unbeweglich. Ein Pilgei naht.
<die Hand ausstreckend!.
Ein armer Pilgersmanu!
Leon.
Was ist? wer bist du?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515