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Weh dem, dcr lügt !
Edritll <„»hcr,,
Lcon!
Atlllus.
Nas ist des Mädchens Stimme,
Leon.
Wes immer nuch, hier sind nur wir und Feinde,
Lliiil! ist sie tanni allein,
Atlllus.
Leon.
Nun, so verplaudern wir die Zeit dcr Rettung,
Atalus.
Sie hilft uns wohl mit einem neuen Fund,
Geh immer, wenn du willst, ich harr' auf sie,
Leon.
Nun denn, so streck' ich wehrlos meine Hände;
Wenn's doch mißlingt, ich trage nicht die Schuld,
Ldritll,
Hier seid ihr ja. Nun, das ist recht und gut.
Atalus.
Sci nur gegrüßt,
Edritll c«» 2c°„,.
Was wendest du dich al>?
Nu fürchtest, ich ucrzögre eure Flucht?
Noch umgekehrt; jetzt tut euch Zaudern not.
Siehst du? Malus.
Ldiita.
Was soll er sehn?
Atlllus.
Er trieb, zu gehn. Ich wollte weilen,
Lürita.
Na hatt' er recht, du nicht,
Da ihr nicht wußtet, was nur ich kann wissen.
Die Unsern gehn zu Roß die andre Straße;
Iusoim'it ist es gut, doch dieser Pfad,
Er trifft am Saum des Walds mit jenem andern,
Und da ihr Pferde doch nicht überholt,
So wär' ench schlimm, kämt ihr zu früh dahin.
Im Nucken ihrer aber geht ihr sicher,
Lcon.
Nnn aber noch um aller Himmel willen,
Wie kommst du her?
Edritll.
Ich, meinst du? ei, ja so.
Ihr habt es klug gemacht, bis nur auf eins. Was sällt dir ein? Atlllus.
Ei, er macht alles klug!
Ediita,
Ja, alles andre.
Ihr wart tanm fort, da wollten sie mich töten,
Ner Vater hob den Spieß in seiner Hand;
Na lief ich fort, ein Endchen in den Wald,
Bei Tagesanbruch wollt' ich wiederkehren.
Noch kam dcr Tag, da sah ich euren Fußtritt
Im weichen Vodcn kenntlich eingedrückt;
Ncs Rasens gehend, wo kein Fußtritt haftet,
Bestreut' ich eure Spur mit Sand und Er^e;
3o wm ich weiter, weiter — und bin hier,
Und nun ich da, kehr' ich nicht mehr zurück,
Leon.
Ntalus.
Ja, ja, bleib nur bei uns,
Edritll.
Bedcnk nur selbst: kehrt nnn mein Vater heim
Und fing ench nicht, was euer Gott verhüte!
So schlägt er mich nnd wirft mich in den Erker,
Wo ich schon einmal lag, wie einst die Mutter,
Und dann wird jener Galomir mein Mann,
Ich will ihn nicht, ich sag' euch's nun, ich will
Nelimt mich mit euch, ich bin euch wohl noch nütz!
Die Wege kenn' ich hier und alle Schliche,
Ihr seid noch nicht so sicher, als ihr glaubt,
Sie führen Hunde mit, ich hört' es wohl,
Und streichl' ich ihn, legt er sich auf die Pfoten.
Ick) will zu deinem Hcrru, zu seinem Ohm,
Und dort den frommen Lehren horchend lauschen,
Nie er wohl weiß von Gott und Recht und
Pflicht,
Will mich mein Vater, soll er auch nur kommen
Und lernen auch, ist er gleich grau und alt;
Nas ist ihm nütz, sie sind auch gar zu wild,
Leon.
Ich aber duld' es nicht,
Edrita.
Wie nnr, Lcou?
Lcon.
Nichts Unerlaubtes, Greulichs soll geschehn
Vei diesem Schritt, den nur die Not entschuldigt.
Will ich dem Vater nicht die Tochter rauben
Und mehren so den Fluch auf unserm Haupt,
Edritll.
Leon.
Es soll, es darf, es kann nicht.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515