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388 Neh dem, dcr lügt!
Zwar sichert das vor allen unfcrn Weg,
Noch jelUt nuch, der deu Weg uns eeutend künde.
Nie Stadt hier dcncht mich ^ie», der Feinde
Vurg,
Wo sie die Wache halieu üb^rc, ^!aud.
Ist die ini Rücken, üäliert jul! die >.x'iinat.
Ich wüuschlc Flügel unjerin Zauderfchritt,
Noch wag' ich's nicht, das Schläferpaar zn
Sie sind erinüdet bis zum bleichen Tod.
Trag du allein, Leu», trag du für alle!
Und wenn wir nnn vor meinem Herren stehn!
Wie tritt mit eins sein Ehrsnrcht heischend Bild
Sein lehle^ Wart war Mahnung gegen ?rn,^
Und inin wie bunt, was alles wir uollfiihN!
Ich wag' es nicht zu sichte» und zu foudern —
Nie Tochter aus dem Vaterhaus geraubt —
«eraudt! («estatlet miudslens, daß sie folge,
Wie werd' ich stehn vor meines Herren Blick?
Tes Zuvä >oar, zu entferne,! das Vertrauen?
Ich taun uicht glauben, das; sie jenen liebt,
Neu Iiiugling Ätalus, ist gleich sein Wesen
Verändert uud gebessert seit der Zeit,
Noch trieb mein Weigern, achtles ernstes Mahnen,
Von inir sie fort zu ihm, — Sie liebt ihn nicht!
Und doch geht jedes Wort, das sie ihm göunt,
Wie Neid uud Haß durch meine trübe Seele,
Nur in der Nachtrnh' erst, da fiel ihr Haupt
Im 3cblaf herabg.ientt au meiuc Brust,
Ein starNer Ätenizug t>ang wie ein Seuszer,
So warn, das ,vaupt, so süß des Atems Weh»,
Mir draug es fröstelnd bis ins tiefe, Marl-
Vielleicht oenlt sie au ihn, — Na stand ich auf,
Und ging heraus und plaiwre mit der Nacht,
Ner ^sien graut, der Tag, scheint's, will er»
wachen.
Vielleicht crteun' ich nun des Weg^s Spur,
Ein Wnuderer — horch, war das nicht ein
Schritt?
Was soll die Vorsicht da, wo Vorsicht hemmt?
l'.'ln der linkc-n Seite lcüe r„f?n>,,>
Ist hier ein Mann? Geht jemand diese Wege?
i.un wieder still, — Noch nein, wer geht? gebt
Antwort.
Die Antwort hier.
Erster Knecht.
Lcon.
Verrat! Erster Knecht.
Nu selbst Ve
Zweiter Knccht.
Ist cr's?
Erster Knecht,
Vr macht sich los.
Zweiter Knecht,
Leon
7'mt!
Eh" nicht mein Amt vollendet, säugt mich nie.»
mand,
lGeh! wicdoi nach dcr anderen T>'ile,>
»>a!!wa!»o «chnficr I°»u,il,
Tchaffcr.
So habt ihr sie?
Erster Knecht.
Tort einer,
Tchaffer.
'.'ciin, wo der,
Tort sind die andern auch. Kommt nur heran!
Cs ist licht geworden, !>',n>»„ur !ii!t aus,
Galüüiir,
hast du! — Nas Mädchen, wo? Eh, oh, mein
Schwert!
Schaffer.
Leon.
Lechzt ihr nach mciucm Vlut? wohl den,,, hier
bin ich!
Nie Nache sucht des Schadeus Stifter ja.
Wollt ihr das Mädcheu, eures Herren Tochter,
Ich will fie, bitte», das; sie mit euch zieht,
Uud geht sie, gnt; wenn uicht, so steht mein
Vlut
^ür sie auch ciu, w,e ganz sür jcuen audcr»,
Tchaffer.
Wo siud die beiden? Sprich, hier hilft kein
Leon.
Ich leugne uicht nnd habe nicht geleugnet.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515