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Tic Jüdin uon Toledo. 397
Wir schlugen nus, als wär's ein Scheingefecht,
Mit blut gen Wunden diesseits, Herr, und
Ncr Friede glich dem Krieg so auf ein haar,
Taß nur im Treubruch aller Unterschied;
E'it tnrzer Zeit jedoch hielt Nuh' der Gegner,
König.
(5i, das ist schlimm!
Garrcran,
Wir dcnken's auch und glauben,
Aucl, !»>i,tt 5, das; Schisse täglicl, ^oll und Vorrat
Aus Afrika nach Cadix überführen,
3vo >,ciiulich sich vereint ein stattlich Heer,
Zn dem der neue Herrscher Uon Marotto, Inssnf,
Künig.
Wie sic c,u ,<löuig, führt der, eure euch,
Und ist eiu Gott, wie er denn wirklich ist,
Und Nccht der Ausspruch seines Munds, so
hoff' ich,
Zu siegen, !veil ein Nccht und weil ein Gott,
^iich dauert nur des LandmannZ bittre Not,
Ich selbst, als höchster, ich bin da zum Schwer-
sten,
Laßt in den Kirchen sich das Volk versammeln
Ilud flehen zn dem Herrn, der Siege gibt;
U»d jeder bete, der da tüuflig streitet.
Garcera».
Schon ohne Anfrnf ward dein Wort erfüllt,
Nie Glocken tönen weithin an der Grenze,
Nur das; ihr Eifer, irrend, wie so oft,
Sich gegen jene Andersgläubigen wendet,
König.
Und ihr, ihr dnldct's? Nun, beim großen Gott!
Wer >ich mir anvertraut, den will ich schützen,
Ihr Glaube kümmert sie, mich, w>is sie tun,
Gaiccran.
?.',au ueuut sie Späher in der Mauren Sold.
König.
Niemand verrät zuletzt, was er nicht weiß,
Was sein wird, weiß nur ich, nicht Christ noch
Jude,
Und deshalb sag' ich euch bei eurem Kopf —
Eine Wciberstimme
Weh uns! Köüig.
Was ist?
Garccran.
Ein Jude, scheint's, verfolgt von Garteuknechtcn,
König.
Ganz recht; denn hier ist Schuh,
Und Gottes Donner, wer ein haar ihr krümmt,
tziehcr, nur hier!
Nahcl.
Wie dort den Vater! Ist denn uirgends Hilfe?
O holdes Francnbild, beschirme mich,
Streck aus die Hand uud schütze deine Magd,
Ich will dir dienen auch, nicht Jüdin, Sklavin,
Nahel (»»islcwit,),
Uuch hier nicht Rettung, Nb'rall Angst und Tod,
Wohin nur flieh' ich?
Ach, hier steht ein Mann
Mit Mondschcinangcn, strahlend Trost und Küh-
lung,
Und alles um ihn her heißt Majestät,
Du kannst mich schützen, Herr, ach, und du
wirsts.
Ich will nicht sterben, will nicht! Nein, nein,
nein!
König.
Laßt sie! Der Schreck beraubt sie fast der Siuue,
Uud wie sie schaudert, schulternd muh mit sich,
Nahel
Und alles, was ich habe,
diese Spangen,
Das Halsgeschmcid und dann dies teure Tuch,
Der Vater hat's gekauft um vierzig Pfund,
Echt indisches Gcwcb', ich geb' es hin,
Nun laßt mein Leben mir, ich will nicht sterben.
<2in!t in ihre vorige Etcllung zurück,)
V!»n hnt Isaal und LMel gebracht.
König.
Was hat der Mann verbrochen?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515