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Tic Jüd in vc.n
Garrcra»,
Isaal.
Zieht er sciu Schwert, sind alle wir gerichtet!
Gnrccran.
Geh i,nn,er nnr! Und waI die Furcht betrifft,
Nicht deine Tochter ist's, noch du, für die lch
fürchte,
<Er stobt den Zögernden zur Tür hinein und folgt. Beide al>,>
Nahcl.
H,ier soll der Lchustuhl her, hier in der Mitte,
Esther,
Nm Gottes willen, Nnhcl, sieh dich vor!
Teiii Mutluill wird uus noch ins Unglück stürzen,
Nllhel.
?er König hat das haus uns eingeräumt,
Nllhcl «ich gehend»,
Und uieinc Schleppe, nicht wahr? steht mir gut.
Und diese Federn nicken, wenn ich nicke,
Nun fehlt noch eins — und — warte nur, ich
hol' es,
lTic geht in die Ceitentür zurüi!,!
Esther.
O, wären wir nnr weit, nur erst zu Hanse!
Rahel
Qier ist des Königs Vild gelüst vom Nahmeu,
Was nehm' ich mit.
Esther.
Treibt wieder dich die Torheit?
Wie ost nicht warnt' ich dich?
Nahcl,
Und hab' ich dir gehorcht?
Esther.
Vcini Himmel, nein!
Nahcl.
Und werd'Z auch diesmal ui.l,!
Aas Vild gefällt mir, sieh, es ist so schön.
Ich häng' es m der Stube nächst zum Vette. Des Morgens und des Abends blick' ich's an
Neun man der Kleider Last voll sich gefc!>u!!e',t
^,,i ich doch reich nnd brauche Stchleus
nicht —
u trägst mein eigeu Vild an deinem Hals,
Ta§ hängen wir an dieses andern Stelle.
Tas mag er mischn, so wie seines ich,
Nück mir den Schemel her, ich bin die Königin,
Und diesen König heft' ich an den Stuhl,
Nie .Hexen, sagt man, die znr Liebe zwingen,
' ie bohre,, Nadeln, so, in Wachsgebilde,
Und n'di'r ^tich dringt bis ^uni ,^ er,^ en ein
Und hemmt nnd fördert wahr gefchaffnes Leben.
<2ie befestigt da« Vild an die vier dclcn mit Nadeln an die
O, gäbe jeder dieser Stiche Nlnt,
Ich wollt' es trinken mit den durst'gen Lippen
Und mich crsrenn am Nuln'i!, das ich schuf,
Nuu lüingt es da und ist so schön als stumm i
Ich aber red' ihn an als Königin
Mit Mantel und mit Krone, die mich kleiden.
Ihr ehrvcrgcßncr Mann, stellt Euch nur fromm,
Ich kenne dennoch jeden Lnrcr Schliche;
Nie Jüdin, sie gefiel Ench, lcngnet's nnr.
Und fie ist schön, bei meinem hohen Wort,
Nnr mit mir selber etwa zn vergleichen,
Nüiklehne gelegt, sie betrachtend, «llhel fortfahrend.
Ich, Lure Königin nun, duld' es nicht,
Nenn eifcrsnchtig bin ich wie ein Wiesel,
Ob Ihr null schweigt, das mehrt nur Cure
Schuld,
Gesteht! Gefiel sie Euch? Sagt ja!
Könia.
Nun ja!
«Nahe! fährt „lammen, blickt ncich dem Vilde, ^dann al:f.
KÜINN, l»°rtre,c„l>>.
Lrschrcckt dich das? Nu wolltest's, und ich sag's.
Lrmnune dich, du bist in Freundes Händen,
<El streckt die band nach ihr^auz, sie fährt °°m Lchemel
und mit gefcnltcin Haupt stehen bleibt.!
Ist sie so scheu?
Lilher.
Nicht immer, guad'ger hcrrl
»ud scheu uicht, schreckhaft nnr.
Vin ich so greulich?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515