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412 Tie Jüdin von Toledo.
Ich tadle nicht, ich.sage nur, was ist.
Deshalb begebt Euch nur der eignen Meinung,
Zwar, wenn Ihr reden wollt, wohlan, so sprecht,
Welch Vlumenschicksal, welche Schnicichclstrafc,
Manbt Ihr dein Fehl der Bnhlerin gemäß?
Königin
Fürlvahr?
Königin <l>.stl„,„>tcr>.
Den Tod.
Den Tod,
Ihr hört's, ihr Herren!
Das >var der dritte Antrag, den ich früher,
Obgleich ein Maun, nicht ausznfprechen wagte,
ilöinss!»,
Ist denn die Ehe nicht das heiligste,
Anfuiinnit ins Iieich der gottgefälligen Pflicht?
Nie andern Satzungen des höchsten Gottes
Verstärten nur den Autrieb eines Guten i
Noch >uas so stark, daß es die Sünde adelt,
Währt aber meines Gatten Fehltritt fort,
So war ich selbst in all der frühern Zeit
Nur eine Sünderin, und nicht ein Weib,
Und unser Soh,»i ein mißgeliurncr Auswurf,
Sich selber Schande uud den Litern Schmach,
Sich eine Gattin wählen, da nnr Willkür,
Nicht das Erlaubte luohltnt seincin Sinn,
Noch ist dies Weib der Schandfleck dieser Erde,
Manriquez.
Doch wird der König es, uud wie ertragen?
Königin,
Er wird wohl, weil ei soll uud darum muß.
Vor allein trcff' er mich in diese Brust,
<Tie letzt sich)
Mcnninuez.
Es ist kein andrer Ausweg, muß ich sagen.
Es sterben in der Schlacht die Edelste!,,
Und eines bittern grauenhaften Tods;
Von Nurst verschmachtend, unter Pferdeshnfen
In jedes Schmerzes schärferer Verdopplung,
Die Krankheit rafft die Besten taglich fort,
Gott geizt mit seiner Menschen Leben nicht?
Und soll mau ängstlich sein, da wo sein Wort, Die hcil'ge Ordnung, die er selbst gesetzt.
Ihn bitten, zu entfernen jenen Anstoß,
Ner ihn von uns uud uns von ihm entfernt,
U»d weigert cr's, dann walte blnt'gcs Necht,
Dirncr.
Mauriquez.
Und wagt es der Verräter?
Don Garceran,
Manllquez.
Nas ist ein anderes, und wär's mein Tl'd!>i>,>,
Er hat mein Ohr, spricht er des Königs Worte.
Manriqurz.
Sagt Euer» Auftrag und danü: Gott befohlen.
Erlauchte Königin und Ihr, mein Vater,
Zugleich ihr andern, dieses Landes Beste,
Ich fühl' am hent'gen Tag wie niemals sonst,
Daß das Pcrtrann, der Güter köstlichstes,
Da eineu Fehltritt mau denn doch verzeiht,
Der Leichtsinn aber alle stellt in Aussicht,
Uud so, am hent'gen Tag, ob rein mich fühlend,
Steh' ich als ein Bemakelter vor Ench,
Manriquez.
Davon ein andermal. Jetzt Eucrn Austrag,
Gllrcrnin,
Äer König löst durch mich den Landtag auf,
Mmiriqucz.
Uud gab er denn, da er den Leichtsinn sandte,
Nichts Festes ihm als Bürgschaft nuf die Neise,
Keiu schriftlich Wort zumeist von seiner Hand?
Garccnni,
Er folgt mir anf dem Fuß.
Manriauez.
So viel genügt!
Und also lös' ich in des Königs Namen
Nie Ncichsversammlung auf. Ihr seid entlassen.
Doch hört ihr meinen Wunsch und 'meinen Nnt,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515