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420 Nie Jüdin von
Ihr dort, obgleich ihr Mörder seid gesamt
Nud würdig jeden Tods uud jeder Strafe;
Genug !>'s Unheils ist bereits geschehn,
Ich winischte nicht die Greuel noch vermehrt.
Der Konig ist dort drin bei meiner Schwester,
Und vorher schon ergrimmt, wird ihn ihr Anblick
Aufstacheln zu vermehrter, ucucr Wut,
Nnch dauert mich das Weib dort und ihr Kind,
Unschuldig halb, und halb auch selbst nur
schuldig.
Drum geht, wcil es noch Zeit, Begegnet nicht
Dem Rächer, der zum Richter noch zu heiß.
Weib, wir sind Christen,
Esther.
^uu, ihr habt's gezeigt.
Ich lobe mir die Jüdin, weiß es Gott!
Als solche abzubüßen auch bereit,
Was wir gefehlt, uns willig uuterwerfend.
Legt eure Schwerter ab, ,vier ist das meine.
Die Wehr an Mannes Seite spricht von Schuh,
Schon nnsrc Anzahl streitet mit der Demut,
Sie teilt die Schuld, die doch in jedem ganz.
So harren wir. Vielmehr geh einer hin.
Und trete fördersamst den König an:
Des Landes Not erheischt, daß er sich fasse,
Ob fo, ob so, und war s auch nur bereuend
Zn rasche Tat, von der wir selbst das Opfer.
Geh du, mein Sohn!
Garceran
Seht hier den König selbst,
Königin.
O Gott im Himmel!
Manriqucz.
Ruhig, gnäd'ge Frau.
Esther lz» Is°°i,',
Schau, deine Feinde zittern. Freust du dich?
Ich nicht. Die Tote wacht doch nimmer auf,
sich hin,)
Erlauchter Fürst uud König! Gnäd'ger Herr! Ihr scid's. Ihr lommt zurecht, Euch sucht'
Uud alle. Ihr erspart mir mauche Müh'.
Ma»ric>Ufz
Wir haben unsre Wehr von nns gelegt —
König,
Ich sehe Schwerter, Kommt ihr, mich zn tök'u?
lEl öffne! sl'ui K!cid,>
Er hat's nicht mehr!
Köülg.
Wie meint Ihr, schöne Frau?
Königin.
2ns böse Vild ist fort von seinem Halse.
König.
Ich gehe, es zu holen,
stchcn,!
Königin.
Gott, noch immer!
Mllnriqucz.
Wir wissen wohl, wie sehr wir, Herr, gefehlt;
Vor allem: nicht der Rückkehr zu dir selbst,
Allein die Icit war dringender als wir.
Es bebt das Land, Der Feind an unsern
Er fordert auf zu Wehr und Widerstand,
König.
Und Feinde muß man strafen, oder nicht?
Ihr mahnt mit Recht i uinliogt biu ich von
solchen.
He, Garccran!
Garcenni,
Meint Ihr mich, hoher Herr?
König,
Ich meine dich, Dn hast mich zwar verrate»,
Sag mir, wa^ hieltst du von dem Mädchen dort?
Nun — die du morden halfst — doch davon
später.
Was hieltest dn von ihr, da fic noch lebte?
Garceran.
Herr, sie war schön,
König.
So! uud was weiter ucch?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515