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Ein Bruderzwist
Dnß ich —
«Indem er den Ctoi! fakiren lciht, um nach der P»rtilc,n zu
«reifen, wnntt ei und is! nn Begriff zu loücn, Dw Um°
Legt ihr die Hand nn mich? Nebellcu ihr:
'^<> 3ov ei empssi-llcior! Der Kaiser ich!
Bin ich verknust im Innern meiner Burg,
Und ist lein Schirmer, ist lein Helfer nah?
Ferdinand.
Viel Glück ins haus! — Wie, Eure Majestät?
Was ist? Was war? Wer sagt's?
Don Läsar
Mich kümmert's wenig,
Ob tausend Tcusel mir cntgegcngrinsen!
Ferdinand
Geht, junger Mensch! Ihr lernt sonst einseh,!,
Tas; ,,us der Vösc nah, wenn man ihn ruft,
Fnüinand
<z»,n K»>!ei tretend!.
Mein kaiserlicher .Herr!
Nudulf.
Wer seid Ihr? Wer? Und wie erkühnt Ihr
Luch?
Ferdinand.
Cu'r Neffe bin ich, Herr, und Euer Knecht,
Fernand von Grätz, zu jedem Dienst bereit,
Nudulf
N dien! «z dien! All gut! Seid uus will-
Ferdinand.
Wollt Ihr nicht sitzen, Herr? Ich seh's, der
Zorn,
Er zehrt mit Macht an Euerm edlen Sein.
Seht Ihr, so halten wii's in unserm Schloß —
So dringt die Zeit, die wildllerworrne, neue,
Durch hundert Nachen bis zu uns ln'van.
U',ld zwingt zu schauen uns ihr greulich Ant-
litz. —
Die Zeit, die Zeit! Denn jener junge. Manu,
Wie sehr er tobt, er ist doch nur ihr Schüler,
Er übt nur, was die Meisterin gelehrt, —
Schaut rings um Euch in aller Herren 3and,
Wu ist noch Achtung für der Väter Sit:e,
ssnr edles Nifsen und für hohe Kunst?
Sind sie vuni alten Tempel ihres Gottes Nicht ausgezogen auf den Vera, von Tau
lind haben dort ein Kalb sich aufgerichtet,
LZ heißt: den Glauben reinigen. Daß Gott!
Der Glaube reint sich selbst im reinen Herzen.
Nein, Eigendünkel war es, Eigensucht,
Die nichts erkennt, was nicht ihr eignes Werk.
Und fährt er fort, erreicht ihn bald sein Ziel,
Allein erkenn' auch, was ihn so entstellt
Teucht mir's doch manchmal grimmiges Ve»
gnügcn,
Mit ihm zu ringen, in des Argen Vrust
Die Keime aufzusuchen der Verkehrtheit,
Die ihm geliehn so wildverworrue Welt.
Ferdinand.
Ihr werdet's, Herr, nud bändigtet die Zeit,
Wär' Euch der Wille dort so fest als hier,
Nudulf.
Mein Ohm, der fünfte Karl, hat's nicht gekonnt,
Sankt Just sah ihn als büßenden Karthauscr.
Ich bin ein schwacher, unbegabter Mau»,
Ich kann es auch nicht,
Ferdinand,
O des argen Mißtranus
In Euer edles Selbst und seine Gabcu!
Wollt erst nur, wollt! Und Gottes Beistaud wird
Wie ein erhört Gebet auf Euch sich seuleu.
Die Zeit bedarf des Arztes, und Ihr seid'Z,
Nndulf.
Ferdinand.
So wärt Ihr, Herr, allein?
Verzeiht dem Schüler, der den Meister meistert.
Um Euch schart sich die Hälfte einer Welt,
Dem Fürsten >'.if dem angestammten Thron,
Für Euch ist Spanien, der Papst, ist Welschland,
Des eignen Erblands ungebrochne Kraft,
Wiegt sie die Gegner auf, die, schwach an Zahl,
Nur scheinbar sich durch Regsamkeit verdoppeln.
Nxtwlf,
Der Arme viel, wo aber bleibt das Haupt?
Ferdinand.
Wissen,
Tann noch die edlen Fürsten Eure^ Hauses,
Die Gott als Helfer selbst Euch llncrschuf.
Nudalf.
Sprecht Ihr vun Euch?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515