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Ein Bruderzwist in Habsburg. 433
Tie zugetan der neuen Glaube»smei»»na,,
Es ift jetzt nicht die Zeit, noch da der ÜN,
Zu streiten für die Wahrheit einer Lehre.
Rudolf,
Was ist? Was geht Ihr fort?
Ferdinand.
Nicht anzuhören,
Wie Ostreichs Hanvt, wie Teutschlnuos Herr nud
Baiser
Tas Wort führt den Abtrünnigen vom Glauben,
Nndolf,
Tas Wort führt, ich? Kommt Euch die Lust,
zn scherzen?
Allein wer wagt's, in dieser trüben Zeit
Teu vieluerschlnngnen Knotcu der Verwirrung
Zu lösen ciucs Streichs!
Ferdinand,
Wer'ö wagte? Ich!
Nüdolf.
TaZ spricht sich gnt.
Ferdinand.
Nnr das? Es ist geschehn
Ist ausgetilgt der Keim der Kelvr,',,
An einem Tag auf fürstliche» Befehl
Rudolf.
Und ohue mich zn fragen?
Ferdinand.
Herr, ich schrieb,
So wiederholt als dringend, aber frnchtlos.
Rudolf
lchicbcnd!.
Es ist hier wohl Verwirrung oft mit Schriften,
Ferdinand.
Ta schritt ich denn zur Tat, dem besten Nat.
Mein Land ist rein, o wär' es auch das Eure!
Rudolf.
Und zwanzigtauseud wandern flüchtig aus?
Mn Weib und Kiud? Tie Nachte sind schon
t hl
ch
u h .
Ferdinand,
Turch Trangsnl, 5?crr, uud ^ckmerz erzieht uns
Gott.
Nndolf,
Und das iin selben Augenblick, wo du
Die Sachscnfürstin freist, dic Proteslauti,!?
GriNpa^crZ lämtliche Werle, I. Ferdinand
Gott gab mir Kraft, die Neigung zu besiegen,
Wenn Ihr's crlanbt, so steh' ich ab von ihr
Uud werbe nm des Bnycrnherzogs Tochter.
Rudolf.
Ferdinand,
Ihr Herz ist schön bor Gott.
Nudüls
Veiuiih —
Ferdinand.
Gcrad' ihr Sinn, ihr Wandel nud ihr Glauben.
Nudülf.
Nun, ich bewundre Euch, — Weis' deine Hände!
Ist das hier Fleisch? lebendig, walnvs fleisch?
Und fließt hier Blut in diesen bleichen Adern?
Mit Weib nnd Kind, bei zwanzigtausend Mann.
In kalten Hcrdslesuächten, frierend, darbend!
Mir louinit eiu Grauen an. Sind hier nicht
Menschen?
Ich will bei Menschen sein. Herbei! .Herein!
Rudolf,
Nie Kinderzeiten werde» wieder wahr,
lind mich unischaudcrt's wie Gespenstcrglaubcn.
<Iu «Irzherzog Feidiüank,)
Treibt's Euch zurück vielleicht scho» nach der
Heimat?
Ferdinand.
Üclchnit!
N»d !»ei»e» Vrudcr ich Euch vorgestellt,
Nndlllf.
So ist der Le»pold da? Wo ist, wo weilt er?
Rumpf,
Im Schloßhof tummelt er das türk'sche Noß,
Tas Ihr getauft, und das To» Cäsar schulte.
Sie jubeln, daß der Erker widerhallt,
Rudolf,
Sie jubeln? Tunimclt? Ein verzogner Fant,
Hübsch wild und rasch, bei Wein und Spiel und
Wohl selbst bei Weibern auch, man spricht davon.
Allein er ist ei» Mensch, Ich will ihn seh»,
Ten Lcupold sehn! Wo ist er? Bringt ihn her!
Rudolf (zu Fcrdm»,,!,),
Beliebt's Euch nnterdessen, die Gemächer,
Tie man Euch hier bereitet, zu besehn?
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515