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Ein Bruderzwist in Habsburg. 43!)
Diener.
Die Herrn Erzherzuge.
Mcscl.
Um Gottes willen!
Erkennt doch, daß es Wahnsinn, was Ihr wollt.
Und doch — Kommt's wie ein Lichtstrahl nicht
von oben?
Es ist zu spät, Bleibt, Herr, bei Eurer Wcig'-
rung.
Vielleicht reift unsern Anschlag dies znmeist.
Maximilian.
Nun, Bruder, Gott zum Gruß, Doppelt will.
Als kaum entronnen solcher Fährlichkeit.
Mathias (ablehnend),
Gefahr ist ja des Krieges Kern und Inhalt,
Maximilian.
Nun aber ans Geschäft, Man rief uns her.
Doch scheint Gott Mars, der strahlende Planet,
Vorläufig in rückgängiger Bewegung,
Mathias.
Aus vor- und rückwärts bildet sich der Kreislauf,
Maximilian.
Doch bleibt man hübsch im Kreis und kommt
Nicht anders in dem Streit um Polens Krone,
Der Krieg kennt nicht Nespekt, er zahlt auf Sicht,
hier bring' ich dir die Neffen, die du tennst,
gewachsen
<aus Ferdinand,
und gealtert.
Sie kamen her, den Kreislauf zu studieren
Tes Gottes Mai/s, Auch will man, heißt's, be>
Um dies und das. Zuletzt denn sind wir hier.
Ferdinand
IllUi Maz zeigend!.
Des Bruders Gruß, uicht teilend seinen Scherz,
Leopold.
Und hocherfreut, Euch, Oheim, wohl zu find.',,
Mathias.
Das geht nun so im Lager ab und zu, Bald oben uud bald unten, Ist's gefällig?
Ein Imbiß findet sich wohl noch zur Ladung,
Maximilian,
Ich liebe nichts vom Krieg, am wenigsten
Die Kriegerkost, Ein deutscher ilrdensmcister
Will alles ordentlich, zumal die Tafel,
Wir haben uns aus unsrer Neiselüchc
Im Wagen schon gestärkt und danken freund»
lichst,
Anch will ich keine Lorbeern hier erwerben!
Drum rasch nur aus Geschäft; ist das beendigt,
Kehr' ich nach Wien zurück, sobald uur möglich,
lind wo ein Weg noch von den Türken frei.
Du scheinst nicht meiner Meinung, Leopold?
jung,
Und lommt's znr Flucht, bewegst du rüst'ge
Ich biu vou Blei, das zwar aus der Muskete
Ein rasches Ding, sonst aber trag' nnd schwer,
Nnn aber: wo der Nalstisch nnd die Stülüe?
«Kiesel zieh» an riner Cchnui, der Vorhang des gelle« öffnet
Ein vlnubehauguer führte grad' ins Tollhaus,
Toch grün, das stärkt das Aug' und den Ver-
staub,
!LciIe zu Mat!n,,-5,>
Toch hier ist einer,
Der überlei mir dünkt in unserm 'üat,
Kiesel (z>, M«!hi,>Zv
Befehlt Ihr irgend noch, erlauchter Herr?
Tonst, mit Erlaubnis, zieh' ich mich zinück,
Maximilian.
Nicht ja, noch nein, und wer nnd was ge-
sprochen.
Geht sitzen, süxn! ilommt!
Hier, Encr Plnli!
Toch mir zulieb, sprecht erst, wenn man Euch
fragt.
Nun, Leopold?
!am Lnde linlö.,
Ihr Wißt, ich stehe gern,
Maximilian.
Ich weiß, ich weiß! In Gräk vorm Bäckerladen
Hast dn gestanden, eisern, slnndl'nlang,
Bis sich die holde Mehlverwan^lerin
Am Fenster, günstig, eine ^l»ns, zeigte.
Ein Etadtgeklatsch, Leopold.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515