Seite - 468 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
Bild der Seite - 468 -
Text der Seite - 468 -
4Ü8
Ferdinand.
Wie steht's im Schloß?
Wallcnstein.
Verwirrung allerorten.
Man spricht von Kranlheit, manche gar von Tod,
Verhüt' es Gott!
Wallenstein.
Er wird wohl etwa, denk' ich.
Allein iin Land bedarf es nnsre Sorge,
Ta ist das Unterste zu obcrst, Herr,
Ferdinand.
Vielleicht das Oberste zu unterst bald,
Wallcnstcin.
Man hat den Van der v.irchen eingestellt,
Tic ihnen zngcsagt der ?>injes!älsbrief,
Ferdinand.
Tas hat er nicht,
Wallcnstein.
Nun, auch gut, also nicht.
Allein sie glanben's, nud der Aufstand ludert
Vcr Mathes Thurn liegt dort im Hinterhalt,
Ferdinand.
lind unsre Treuen, Martine;, Slawata,
Tes Landes fromme Pfleger, dulden ,sic's?
Wallcnstein.
Sie haben Ärgeres bereiis erduldet
Ter ^,'iallies Ihnrn lies; eben, als ich abging,
Im vollen Landtag und im besten Sprechen,
Voch find sie nnverleltt, seid unbesorgt.
Sie daben noch gar >,,>!licl! fich enlschnldigt.
Weil nacl, dem ?>!ang sie nicht zu liegen kamen,
Zu oberst, weil zuletzt, der Sekretär,
Betrachtet Böhmen drnni als feindlich Land,
Ferdinand.
Wnllenstein.
Ihr seid mein Mann!
Trum eben ist Gewalt Gewalt genannt,
Weil sie entgegentritt dem Widerstand,
So sei'auch in des Landes Regiment
Ein Gott, Ein Herr, Ein Wolle» nngctrcnnt.
Ich will nun noch zu deiner '.'Majestät,
Ferdinand.
Laßt das auf später. Setzt für jetzt Euch hin, WMenslein.
Tas ist bereits gcschelm
Fcrdimnid,
Tnrch wen? und wauu?
Wallenftcin.
Ta ans den Statione,,, als ich herritt,
Man mit den Pserdeu zögerte, wie's Vranll,,
Bnnltt^ ich jede Rasl n!il> jilniel' die OrdelS
An die entfernt ,gelegncn Truppen selbst,
^ie leils nach Vrünn, teils her nach Wien l>e-
^i!i>lN!el beut N0>l, die ?>',,,Ip^eri'eschen ^n'.l.'i,
«apiaras Fnßuoll auch ist wohl schou nal,
Ter >il>eg l,at "viine den,, doch unr und »>u,de,
Wenn er Geschwiudigteii nnl >lrast vere,ul,
Ferdinand,
Und das nahmt Ihr ans Ench?
Wallenftci».
So sollt'ich nicht?
Ich dank' Ei<ch, Herr^ nnd deut' Euch wohl zu
brauchen,
Wenn mich einst Gott auf diese» Thron gefeltt
Toch will ich mich anch hülen, nehm!
übel,
Taß Ihr nicht mehv mir dient, als lieb mir
selbst,
Wallenstein.
Wer !ann wohl sagen, meint ein altes Sprüch-
Wl ' l l ' ,
Nie Zeit entsH)cidet da, Herr — und der Nnrst.
sscrdinllüd
<die Uiücltiir df!,i^ib>.
Und tren es meint mit Ostreichs edle»! 5^ >llnZ.
Ferdinand.
In Prag hat sich der Pöbel, Glaubcnspöbel,
Erfrecht, was nimmermehr zu dulden ziemt.
Wer Ehrist uud Edelmann, ist aufgefordert,
Zu ziehn mit nns für Gott und für das Necht,
Andere.
i (^ut und Vlut und Lebeu!
Seht uus bereit!
Veseudet Tilly, schreibt an Naherns Herzog,
Taß uns ihr Beistand sicher, wenn er not.
Obwohl für jedes Menschenleben gern
Ich einen Teil hingäbe meines 2ell>,'l,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515