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Unschuldig, sprach er, soll mich Unschuld schützen!
Wcnu schuldig, sei die Strase mir der Echnld,
Auf alle gleich der Fürst den Zorn entlade.
Dein Zufall danl' ich nichts, noch eines Menschen
Gnade,
Llbufja.
Weißt du, was nun geschah?
Prlmislauö,
Ich weiß es nicht,
üibufta.
Der Fürst gab alle gleich dem Schwerte hin.
Verloren war der Nmg, doch auch der Mann, Ich habe mich getäuscht, du bist nicht klug.
Du kannst nicht Nichter sein in diesem Land.
Es sinlt der Tag. Gönnt ihm für heut die
hcrberg,
Zeigt ihn, das Tclüoß mit allen seinen Schätzen,
?!,,i ülulisten Morgen mag er heimwärts reise»
Und tafeln an dem selbstgcwählten Tisch,
Vom selben Stoff, wie seine Worte weisen:
Der Kopf, das herz, so wie sei» Tisch, von (5isc-n,
Vierter Auszug.
Wlasta.
Komm hier heraus! Dort rechts ist deine Woh-
tzast du betrachtet dir das Schloß genau?
Und sahst du je im Leben solche Pracht?
Primisllluö.
Ich nicht
'Wlastll.
Ward manch ein Wunsch dabei nicht rege?
Primislaus.
Wer wünschte sich auch Flügel wie der Adler
Und Flossen wie der Fisch? Sie mögcn's haben,
ll>s!e, wie beschränkt auch, ist der Mensch,
Im >iünig selbst der Mensch zuletzt das beste.
Auch, sah ich eure Betten gar so weich.
Dacht' ich: Ihr Schlaf ist schlecht wohl, weil so
wählig.
Und die Geräte in den Küchcnräuinen,
Verfälschend das Bedürfnis mit der Kunst,
Zu sagen schienen sie: hier fehlt der Hunger,
Der beste Koch und auch der beste Gast,
In meiner Hütte ißt und schläft sich's wohl^
Der Ubcrsluß ist schlecht verhüllter Mangel,
Wlllsta.
Da dich die Kunst so widersetzlich findet,
Wird Feld und Flur vielleicht dich mehr erfreun,
Die endlos sich dem Horizonte nahn.
Das alles, Berg und Tal und weite Flächen,
Das alles ist Libusjas, meiner Frau.
Primislaus.
Und sie die Seele denn so vieler Glieder?
Ich möchte nicht mein Selbst so weit zerstreun,
Aus Furcht, nichts zu behalten für mich selbst,
hier ist mein Nat, und hier sind meine Diener,
Die Füße meine Boten, und das herz. <3s ist mein Reich, weit bis zum Sitz der Götter,
Daß Naum für mich uud alle meine Brüder,
Wär' ich ein Fürst, erschrät' ich Vor mir scldst,
So wie ein Bild erschreckt, das gar zu ähuNch.
ITobromilll bemcrlcnt,,!
Doch halt! Wir stören hier.
Ich war vertat,
Ta merkt' ich nicht, was rings um uns geschah.
Primislllus.
Tcin '^uch ist weise wohl?
Dobromlla.
Komm selbst nnd llcsl
Primislllus.
Ich kann nicht lesen, Frau!
Dobrumila.
Nicht lesen, wie?
Primislllus,
In Büchern nicht, allein in Mienen wohl.
Da les' ich denn: Nu willst mich, Frau, bc«
schämen.
Dobiomila.
Vielleicht nur wundr' ich mich, daß du vo»
Ländern
Und Fürsten sprichst, und weißt doch nicht, was
nötig:
Den Gang der Zeit von Anfang, die Geschichte,
Primislaus.
Was heut, war gestern murgcn, — und wird
morgen
Lin Gestern sein. Wer klar das heut ersaßt,
Erkennt die Gestern alle und die Morgen,
Dobronnlll.
Was aber war das erste in der Welt?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515