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Libussa,
Primislaus.
Das letzte, Frau! Im Anfang liegt das Ende,
Dül'romilll.
Die Sterne kennst du nicht?
Primisknis,
Ich sehe sie,
Und sehen sie uicht mich, bin durch nicin Sehen
Ich besser denn als sie,
Dol'rümila,
Was ist das schwerste?
Primisllllls.
Gerechtigkeit!
Das allerfchwerste ist! den Feind zn lieben,
Primislaus.
i^alb ist das leicht^ , und ganz vielleicht »nmöglich;
Allei,i d>l allen «ämpsen dieses Bebens
Nicht mild, nicht gütig, selbst großmütig uicht,
Gerecht sein gegen sich nnd gegen andre.
Das ist das schwerste auf der Welten Erde,
?0i!i las, c>ic toten Lehren deiner Blätter!
Nie Wahrheit lebt nnd wandelt wie du selbst,
Nein Buch ist nur eiu Sarg für ihre deiche,
<ZU Wlasta lunzutictrnt,, die r»n zwei hingelelmten
Was fchafsst du hier?
Wlnstn,
Dn siehst, ich prüfe Waffen
Prinuslllus.
Was soll dem Weib das Schwert?
Nlasta.
Versuchen wir, gefällt's dir, einen Gang?
Piimislaus.
Ich kann nicht lesen, und ich kann nicht fechten,
Was soll das Spielt? Der Ernst erst macht die
Waffe,^
Mit solchen» Tand und laß sie uachts versuchen.
Zu dringeu iu die Hütte, meine Vnrg;
Bewehrt mit meines Vaters breiter Axt,
Mag dann entscheiden, wer ein bcßrcr Krieger,
Ich bin ermildct, zeige >uir die Statte,
Wl.> man zur Nacht die hcrberg mir bestellt.
Sieh dort! Wlasta Slawa
Ihr sollt nicht, sag' ich euch!
Primislaus,
Was nur des Nenen1
Slawa.
O, schuhet »nch!
Pvimislaus.
T>u bist das erste Weib
An diesen: Wuuderort, das Schutz begehrt,
Die andern sind vielmehr geneigt, zn meistern,
Slawa,
Vor mir? Primislaus.
Tlawll.
Sie bilden sich unn ein, mich schön zu finden,
Obgleich ich es nicht bin, ja sein uicht mag.
Na folgt mir denn der überlnst'ge Schwärm
Tcr nudrc drei,! die Augen quer im «opf
Wie ein Verscheidender, schon halb Verstorbner;
Wie jämmerlich ist aber das Geschlecht,
3as alles, was den Menschen ehrt und adelt,
Fuß
Den Abgott wählt, das lehtc sich des Strcbens,
Primiilauö,
Mein Kind, was dich die Männer heißt ve»
achten,
Birgt etwa woh! Verachtung für dich selbst.
Bezweifelt, fürcht' ich, sehr den Wert des Inner»,
Geschliffnen! Glas gibt erst der Glanz den Wcrt,
Ist all sein Wesen Glänzen doch nnd Scheinen,
?eiu Weg führt dich zurccht, hier bist dn sicher.
Ich will mit ihr, — fic foll mit mir uicht fpiclcn.
Sagt das der Fürstin als den letzten Grus;
Aui Morgen, wenn ich fern fchon meiner Wege,
Wlofta.
Ich folg' ihm >«ch, so lautet der Befehl,
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515