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Libussa. 503
So sagt' ich dir, wenn nicht Libnfsa selber
Mit ihren Schwestern diesmal ci,i,g dächte,
Sie billigt's nicht, damit zerrinnt mein Vorsay,
Von mir und von der Wohlfahrt nngcstmt,
Wlastll.
Nie Kunde wird die Schwestern hoch erfrcnn,
Zumal als Zeichen, das; Libussa frei
Primiölaus,
Wer zweifelt dran? Ist nicht das Land,
Vin ich incht selbst ihr dienend zu Gebot?
Wlnsta.
Sie liebt und fügt sich, nennst du das wohl frei?
Primislllus.
Wer frei sich fügt, den ueuu' ich nicht gezwungen,
Wlasta.
Wer seinem innern Wesen widerspricht,
Nei ist gezwuugeu, ob durch sich, durch andre.
Glaubst du, Libussa sei Libussa noch,
Als Ordncri» des Hauses, als die Herrin
Von Mägden, die die laute Spindel drehn?
Hat darum Krokus, uuscr hoher Herr,
Naß seiue Tochter mit gemeiner Sorg.-,
Mit engem Treiben nm ein Nichts bemüht?
Sie fühlt es nicht, allein ihr Wesen fühlt's.
Wo ist der Blitz des Aug'Z, das adlergleich
Nie Zukunft maß wie eine Gegenwart?
Wo ist die Kraft, die, hebend ihre Brust,
Zu sich erhob, was nah und was entfernt?
Nort ist ihr Platz, hier ist nur ihre Stätte.
Und doch flicht fie der Schwestern Gegenwart,
Wlasta.
Und bat um Rückkehr in den Kreis der Ihren,
Prumslalls,
War später das als nnsrcr Ehe Vund?
Wlllsta.
Es war vorher,
Priimslnns,
Nu sprichst dir selbst dieAntwort
Umgeben ist sie hier mit aller Ehrfurcht,
Vor ihrem Willen bcngt sich jedermann,
Selbst unsre Stadt, die wir schon Praga
Wir gaben sie mit schwerem Herzen auf,
Weil ihr die Absicht nicht, das Werk gefiel.
Sie ist Gebieterin,
Wlasta.
hier meine Antwort. Was willst dn? Primislllus.
Libussa, du, in Trancrart gekleidet?
Wahrhaftig, du bist bleich,
Lilmssll.
Wohl nnr der Abstich
Ter dunkel» Kleider, dir seit lang entwohnt,
So ging die Mutter, gehen meine Schwestern^
Und soll ich sammeln mich wie sonst im Geist,
Nie Gabe, wenn sie frisch, braucht keine Hilfe,
Noch wird sie schwach, so ist ihr selbst das Äußre
Ein Notbehelf, ein Anker, der sie hält,
Und nun laß uns hinaus nur zu den Männern.
Piimislaus.
Libussa.
Euren Platz, die Stätte weihn.
Plimislaus.
Wir habcu'Z abbestellt uud aufgegeben,
Litnissa.
Um meinetwillen soll kein NeifbedachtcZ
Die Sorge für das Volt ist nieine Pflicht,
Na schweigen billig kindische Vcdcntcn,
Primislllus.
Ich duld' es nimmermehr,
Lilmssll
Ich aber will es, —
Verzeih, mein Primislaus! Ner alte Geist,
Er kam znrück mit diesen duutelu Kleidern.
Tn mußt dich fügen, wie du dich gefügt,
Als wir noch kämpften — zwar ich ward besiegt.
<Iu Dobromila,»
Nci Gürtel drückt, bind ihn mir loser.
Tllliromilll.
Er liegt schon locker jetzt.
Lilnissa Herrin,
lzu
Kennst du den Gürtel?
Plimlslllus.
Leg ihn von dir, wenn er die Brust beengt,
Libufsa.
Er folgt mir bis ins Grab. lind dann, mci,r
Gatte,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515