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Esther.
König.
Meinst du? Je nun!
Auch bleibt uns immer noch die Frage stehn-
Was ist zn tun in diesem meinem Fall?
Ta dir die Wahl aus vielen nicht gefällt,
So bliebe nichts als fich an eine wenden.
So ist's. Esther.
König,
Und diese eine wäre denn —
< ! >
Ich >eh' sie lommen, und der ganze Aufwand
Von scheinbar frommer Unbefangenheit
W^ir nichts als Maske der versteckten Absicht.
<3aut.)
Tu scheinst dich zu beginnen,
Esther.
Keineswegs.
König.
Nud diese eine, nenne sie! — Wohlan! —
Tu wirst doch ihren Namen kennen?
Esther.
Tie Königin. Vasthi,
König
Wahrhastig. In der Tat,
Esther.
Nuf fie zurück, mit ihr rufst du dein Glück.
Ein neues Band, es wär' ein neu Beginnen,
Mit ihr nnr setzest du dein Leben fort^
Und wie die Wunde, die, von tlugei Hand
Geschlossen, allgemach, verborgen heilt,
T,e abgcrißnen Fäserchen sich suchen
U,id eigner Heiltraft selbsterzeugte Säfte
Hinüber uud herüber Brücken ban',i,
Saq nicht, sie habe Fehler, dies und das.
Es ist das Weib vom Selbst des Manns ein Teil,
Und wer hat seinen Arm sich abgehauen.
Weil er ihm nicht gefiel, den Fuß verkürzt,
Weil er zu lang, das Auge ausgebohrt,
leicht,
Tamit dir jemand tragen hilft, was schwer.
Uno findest du die Veste des Geschlechts,
.bannst du ihr geben die Erinnerung!'!!,
Nie jene mitträgt aus dem Lenz der Tage,
Wo noch das Leben grün, die Wünsche biegsam,
Von Einem Schnitt der bittersüßen Neigung
Lich Pfropfreis fügt und Stämmchen hold in
eins.
Zu eiues Naseins ungeteilten Früchten!?
Das Alter, Herr, ich seh's an meinem §Ihm,
Ist weis' und klug! die Iugeud aber heilig;
Erhalt sie in der Iugendfrcuudin dir. Nömg.
Sprichst aus Erfahrung du?
Esttü'l.
Wie meinst du
König.
Kennst du die Liebe?
Esther.
Uuo N'av liimmell's dich?
hier ist von mir die Ncdv nicht, von dir;
Ich finde leicht mich woyl allein zurecht.
Wie heißest ««Ms,.
Esther.
Hadassa nennen mich d^? X'lim>5 ^achl'al'u.
Ich brauche Beistand >,!>>>!, noch N.U uuo ,v>!se,
Und meine Toig^u schlicht' ich ntle selbst.
Tu aber auf der einsam sk'üeu >M)e,
Du brauchst die Helferi,,, brauchst die Genossin,
Ner du hiuüberschielA',1 >,,,,,,si tn> l'veite '^>,si
Nud sageu: Halt! deinn-it ich einmal atme,
O, daß — tränst du deu Männern nicht des
Tu irgend zu mir sprächest: Gch, Hadassn,
Tie unelsrnte, schU'^rvcrinihte Freundin!
So weißt du, wo sie weilt?
Esthrr.
>>i! daZ war Mißtraun!
Willst du Vertraun, nno hast es nicht? snchst
gg
Und hegst Verdacht? O armer, armer Fürst!
Das Edle, Hohe kanft sich nicht, man tai>s>!,> ,-?,
Und man erhält so uic! uur, als man gibt.
König,
Wohl also denn, du leuust sie uicht, die Frau,
Für die du sprichst, dn lobtest sonst fic nnuixr.
Denn sie ist stolz.
Esther.
Auf dich.
Nachsüchtig,
Esther.
Gib
Ihr nichts zu rächen.
König.
Eifersüchtig —
Esther.
Herr!
Die Eifersucht der Frau'n ist Liebe stet7>,
Die Männer nur sind's auch aus Eitelkeit.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515