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Robert, Herzog von der Normandic. 53?
Robert.
Es wäre Unsinn, uuter den llmständcn zu
schlagen. Meine Leute sind abgemattet!
Mortaissne.
O, wir haben noch Kräfte genug, den tückischen
Wolf in fein Inselrcich zurückzujagen, und uiel-
leicht etwas weiter noch!
Robert <,>«,,<,).
Murtaigne!
Murtaissne.
Gnädigster h>err!
Nobcrt,
Ich befelUe dir, zu säiweigeu! — h>einrich ist
Mortnignc.
Ihr befehlt es und ich schweige, aber, bei
Gott, nur darum, weil Ihr es beseylt!
Nobcrt,
nicht überlisten, wie er es einst getan. Ich will
l.'mii>!niqer sein. Nur dauu erst, wenn er mir
freies Geleit zugeschwuren, mag die Unterredung
vor sich gehen! — Ich weiß es, Heinrich liebt
mich nicht: denn er fürchtet in mir einen Neben-
duMer um den Thron Englands, dnrnm ver-
euneisien, Furcht und Ehrgeiz ist die Triebfeder
seiner Handlungen, Aber er mag ruhig sein,
die l)>ne, König von Euglemd zn sein, hat für
mich leine» Neiz,
Mortllignc.
Ihr seid Wilhelms erstgeborner Sohn!
Robert.
Ja, und was weiter?
Mortaissne.
habt daher das meiste. Nccht auf Englands
Krone,
Nober«.
Und wie, wenn ich dies mein Nccht ni>ht
Müilaignc.
Heinrich hat Euch die Krone gestohlen,
Nobcrt
Tu magst so gan> unrecht eben nicht haben,
aber er mag sie behalten,
Morlaigne.
Herr, ich kenne Euch u,ä« mehr! Robert.
O, daß du mich je anders kennen mußtest!
— Ich will dies verhaßte England nicht mchc
bctrclcn, aus dein mein Vater mich stieß; ich
will die Krone nicht nnf mein Haupt setzen, die
mein Vater mir entzog! Laß mich ruhig und
zufrieden iu meiuer schönen Normandic! Das
wilde Feuer der Jugend ist verraucht; laß mich
mein Leben genießen, laß mir Nuhe, ich habe
Mortaisme.
Und Heinrich?
Nobcrt.
Bleibe König! Soll ich mich noch einmal
hineinstürzen in den tobenden Strndel der ^>ei:,
soll ich Britanniens Fluren mit Blut düugcu,
um eine Frucht zu pflücken, die mir verhaßt ist!
Mortaignc.
Einst dachtet Ihr anders!
Nobcrt.
Ja, ich dachte eiusr anders, in meiner froben
Jugend; aber diese Bilder sind cntflohn und ich
fehue mich nach Nuhe, nach Nnhe an der ^eite,
meinem Bruder Wilhelm gefchworen, nie nach
der 5lrmie ^u greisen, und ich halte nieinen
Schwur, Soll ich den Eid brechen, den ich in
meines Vaters sterbende Hände legte? Ich
schwor der Krone Englands zu entsagen, uu)
wenu die ganze hülle durch meines besten Freun-
des Munde mir zurief: „Greif zu!" ich würde
Bruders Gut auostreckeu, Heinrich gönne mir
den ruhigen Besitz dieses Landes nnd er mag
in England ruhig auf seiner Köuigsburg schlafen,
ich störe ihn nicht!
Wctiünmcl hintci der ^zrne,>
Robert.
Was bedeutet der Lärmen? Sehe doch einer,
was es gibt!
<Noit°n acht,!
Robert.
Tie Entscheidung naht!
Noitan (l°„!„,t),
Sir Nobert BclcZme ist znrückgelVhrt,
Robert.
Gott fei Tank!
Fünfter Auftritt.
Robert c^ m e,,,,^ „),
Glück oder Unglück?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515