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Alfrcd doi
Und eine,ii Gnerschnabcl gleich erhob
Tie ','<asc sich u»d schnaubte Wut mid Blutdurst,
Ein ^cknirle bin ich, wen» hier lueiue Tasche
Nicht eine Jungfer ist gen seinen Nachen,
Ta streckte er die stahlbedeckte Hnnd
'.'lach Waltern Bold aus, Gott hab' ihn selig.
Es >uar ein ehrlich Blut — die braune Minle,
Wie wird die weinen, ach, das arme Mensch!
Er halte ihr eins aufgehängt nnd versprach,
Er wollt' sie nehmen, wenn er wiedert^hne.
Nun ist er hin, und 's Mädel ist verschimpft,
Elliert.
Tas arnic Mädel,
Triller TolVat.
Waruni n>eint Ihr deun,
Habt Ihr sie denu getanut? — lind ihr >ueiut
auch,
Wie nlle-^ iveint, Nun gut, ich weine auch,
Ich wein' nm ench und un> mein Vaterland,
Vierter Soldat.
Nun das; ich nlso sage: Streckt die Hand ans
lind packt enck, Waltern, ach dn licber Gott!
Beim eisten l>,risse blieb lein Knochen ganz,
Tchiel't ench den Jungen 'nein wie ein Slnck
Brot,
Iritter 3>il0at.
Mit Schwert nnd Nüstnug?
Vierter Tuloat,
Ei, mit Haut nud Haar,
Ein guter Schlnck nud mit ihm war's vorbei,
Eein '.'lngstgeheul So bleibt doch, hört das
Ende.
Llbert,
Lisu ,nick>, ick, lanu nichts in der Morgenkühle,
Ta auf der ^cldwacht ist's mir in den Leib ge-
fahren
Dritter 2«ldat.
So denken sie, die Ersten nnsres Volks,
Wl,r mag den L.'ltteu ihre Fnrckit verarge»?
Erster Tüllwt,
Echt, seht, der Köuig lehret aus der Kirche,
Zweiter Toldat,
Ein frommer Herr!
Erster Tuldat.
Ja, und recht majestätisch
Vierter Tolllal.
Und drechseln kann er dir ums liebe Brot,
Erster TolLat.
Von Pappe macht cr wuuderfamc Sachen,
Viertel Ouluat,
Stellt euch iu Ordnung, Iuugcns, seht, cr naht! »iini,,, «ijchoj, <«ra, »«,, W.rci», «idc!Iwi!!,c, «c!»!gc
Wir danlcn Ench, Herr Vischof, für den Trost,
Mit dem Ii,r unser >>erz so salbungsreich erfüllt.
Wir fühle,i christlich zlraft nud Starlmut wieder.
He, Hanptmann, laßt das 5ieer sich rüsten,
Wir brechen auf nnd ziehen uns zurück,
Ihr aber, würd'ger >xrr, begebet Ench
Ins Nänenlaqer, dielet ilinen Gold
lind Kostbarkeiten, wenn sie schleunig abziehu
3o vieler fruuiuier, gotteösürcht'ger Ehrislen,
Das der verruchte üeidcnlrieg schon trnut.
Mein edler Herr nnd ,<luuig. Ihr wollt fliehu?
Fern sei dies, nin,,nrr nwg' der Näne sagen,
Aus Blut nur kaun des Nnhmes Lorbeer
sprießen,
5lü!!!ff,
Tem Ehrisleu ziemt Ergebung und Geduld.
Edrlswithe.
Mut und Beharrlichkeit geziemt dem Krieger,
Tem Tnldcnden gibt Gott uur seine Kroue
Köniss.
Ich luill iu Nuhe sterben als ein Christ,
E0elsmitl,e.
Tas magst du, weu» du erst gelebt als König,
Ohn' Gottes Beistand, was hilft aller Mut?
EVclswithe.
Der Mut ist cbcu Gottes Beistand,
König.
Welch arge Neden führst du, böses Mädchen,
Willst du so werde» wie dein Bräutigam,
Der uuglücksel'ge Alfred, also gottlos?
Edelswitlie.
Wie, gottlos? Er trägt seinen Gott im Bulcu^
Dem er vertraut uud der ihu retteu wird,
»önig.
Ja, siehst du, darin, darin eben steckt das Übel,
Dies heidnische Vertraun auf seine eigne Kraft,
Das macht ihn nntergehn nnd uns mit ihm.
Wir habe» all' uns durch Gebet gestärkt —
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515